Politik/Ausland

FBI: Festnahme nach Giftbrief an Obama

Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Giftbriefen an US-Präsident Barack Obama und einen Senator ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Dabei handle es sich um einen Mann aus der Stadt Corinth im Südstaat Mississippi, teilte die Bundespolizei FBI am Mittwochabend mit. Von ihm stammten vermutlich die Briefe mit einer körnigen Substanz, die positiv auf das lebensgefährliche Gift Rizin getestet worden seien – beim Verschlucken auch nur kleinster Mengen dieser hoch toxischen Substanz tritt der Tod ein (siehe unten).

Aufmerksamen Beamten in der Post-Einlaufstelle des Weißen Hauses ist es zu verdanken, dass das Gift-Attentat auf den US-Präsidenten rechtzeitig vereitelt werden konnte. Ein an den Staatschef gerichteter Brief kam ihnen verdächtig vor. Umgehend schalteten sie die Spezialisten ein.

Kein Konnex zu Boston

Das FBI ermittelte auf Hochtouren, wer hinter dem versuchten Anschlag stehen könnte. Eine Verbindung zu den Bomben-Anschlägen während des Boston-Marathons schließen die Ermittler derzeit aber aus.

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Ebenfalls am Dienstag war ein mit Rizin versehener Brief an den republikanischen Senator Roger Wicker (Bild), der für den Bundesstaat Mississippi in der Kongress-Kammer sitzt, abgefangen worden. Er konnte in derselben Poststelle herausgefiltert werden, in der auch der Obama-Brief aussortiert wurde und die in einem Vorort Washingtons liegt. Die Büros des Senators wurden am Dienstag zeitweise geschlossen. Der Politiker erhielt Personenschutz.

Verdächtige Pakete

Zudem wurden am Mittwoch laut TV-Sendern zwei „verdächtige Paket“ im Senat gefunden. Mehrere Büros seien geräumt worden. Die Polizei bestätigte, einen potenziellen Täter befragt zu haben. Die Pakete stellten sich schließlich aber als harmlos heraus.

Doch generell wachsen nach den Gift-Briefen und dem Blutbad in Boston in den USA wieder Unsicherheit und Angst. Zumal es nicht das erste Mal ist, dass im Land hoch toxische Substanzen in Umlauf gebracht werden. Bereits 2004 war Rizin in der Poststelle des Kapitols sowie des Weißen Hauses entdeckt worden. Auch im Jahr davor erhielten der US-Staatspräsident und das Verkehrsministerium Post mit dem Eiweißgift.

Detail am Rande: 1978 wurde der bulgarische Schriftsteller Georgi Markow in seinem Londoner Exil mit einem Regenschirm ermordet, der mit Rizin präpariert war. Das Verbrechen ging als „Regenschirm-Mord“ in die Geschichte ein.

Anthrax-Briefe

Der bisher schwerste Anschlag mit biologischen Kampfstoffen in der Geschichte der USA ereignete sich knapp nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In den Wochen danach wurden Briefe mit dem Milzbranderreger Anthrax verschickt. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben, 17 weitere wurden infiziert und erkrankten. Adressaten waren Politiker und Medienhäuser. Die US-Öffentlichkeit, die noch im Schock nach den El-Kaida-Angriffen auf das World-Trade-Center und das Pentagon stand, wurde neuerlich auf eine harte Probe gestellt.

Zumal die ermittelnden Behörden den oder die Absender der tödlichen Post nicht ausforschen konnten. Erst sieben Jahre später machten sie den Wissenschaftler Bruce Ivins als Schuldigen aus, der Selbstmord beging.


Rizin Die Eiweiß-Substanz wird aus der Rizinus-Pflanze gewonnen. Rizin ist einer der giftigsten Stoffe, die in der Natur vorkommen. Gelangen nur 0,25 Milligramm isoliertes Rizin in den menschlichen Organismus, stirbt man. Der Tod tritt zwei bis drei Tage nach der Vergiftung letztlich durch Kreislaufversagen ein. Gegenmittel gibt es keines.

Anthrax Das Milzbrand-Bakterium, das Sporen bildet, ist Auslöser der Infektionskrankheit. Die Sporen werden eingeatmet und lösen unter anderem Lungenmilzbrand aus. Der Tod tritt drei bis sechs Tage nach der Ansteckung ein. Besteht der Verdacht einer Milzbrand-Erkrankung, muss man 60 Tage lang Antibiotika einnehmen.