Politik/Ausland

Fast zwei Millionen stimmten trotz Verbots ab

Kataloniens Regierungschef Artur Mas hatte am Sonntag einen Drahtseilakt zu meistern. Zum einen musste er zurückhaltend agieren, um die spanische Zentralregierung nicht vor den Kopf zu stoßen; zum anderen wollte er doch irgendwie dem von ihm so lange und intensiv vorbereiteten Referendum einen offiziellen Charakter geben.

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Viel leichter hatte es da der FC-Bayern-Coach Pep Guardiola, der extra für die Abstimmung seiner Heimat Katalonien nach Barcelona gereist war. "Wenn so viele Menschen abstimmen wollen, gibt es keine Gesetze, die sie daran hindern können", sagte er. Es sei zumindest der erste Schritt, seine Meinung kundzutun, auch wenn er sich nicht sicher sei, ob die Mehrheit er Katalanen tatsächlich für die Unabhängigkeit ist, sagte der Startrainer, der sich in die lange Warteschlange eingereiht hatte.

Da die Befragung von der spanischen Regierung und dem Verfassungsgericht für illegal erklärt worden war, gab es keine offiziellen Wahllisten. Zur Stimmabgabe reichte der Personalausweis. Bereits zu Mittag wurde verkündet, die Millionengrenze sei überschritten. Bis zum Abend gaben fast zwei Millionen der 5,4 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Heute folgt das Ergebnis.

"Ikea-Abstimmung"

Die Zeitung El Periódico fand einen launigen Vergleich und schrieb von einer "Ikea-Abstimmung": "Die Regierung hatte die Vorarbeit geleistet und die Anleitungen geliefert. Die Montage lag in der Hand der Helfer und der Wähler", schrieb das Blatt angesichts der aus Pappendeckel zusammengeklebten Wahlurnen und 40.000 Freiwilligen als Wahlhelfern.

Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein und forderte bei der Polizei eine Liste der Verantwortlichen an, die die Schulen und andere staatliche Einrichtungen als Wahllokale zur Verfügung gestellt hatten. "Wenn die Staatsanwaltschaft einen Verantwortlichen sucht, braucht sie nur mich anzuschauen", sagte Regierungschef Mas. "Ich und meine Regierung sind die Verantwortlichen." Er setzte beharrlich nach: "Ich glaube, dass wir uns nun eine definitive Volksabstimmung verdient haben."

Eine 74-jährige Pensionistin sprach wohl vielen Katalanen aus dem Herzen: "Ich hoffe, mein Traum, Katalonien befreit zu sehen, geht noch zu meinen Lebzeiten in Erfüllung." Spaniens Premier Rajoy will eben das verhindern – "niemand wird die Einheit Spaniens zunichtemachen".