Politik/Ausland

Jean-Claude Juncker steht vor dem Comeback

Von anderen wird er ohnehin andauernd genannt. Jetzt hat sich Jean-Claude Juncker auch selbst wieder ins Spiel gebracht für einen Top-Job in Brüssel. Ja, er denke über einen Wechsel in ein EU-Spitzenamt im kommenden Jahr nach, sagt Juncker in einem Interview mit der deutschen Nachrichtenagentur dpa. „Ich befinde mich mit anderen in einem Denkprozess, von dem ich nicht weiß, wie lange er dauert“, so Juncker. Konkrete Pläne könne er noch nicht nennen, aber: „Ich höre denen zu, die mir mir reden.“

Wer Juncker kennt, ist geneigt, das so übersetzen: Er würde gerne nach Brüssel gehen – aber zuerst will er bitte auch gebührend umworben und gebeten werden.

Spekulationen

Über einen Wechsel Junckers nach Brüssel wurde schon in den vergangenen Jahren immer wieder spekuliert, wenn es galt, Spitzenpositionen neu zu besetzen. Doch Juncker lehnte stets ab: Als Eurogruppen-Chef die Sitzungen der Finanzminister der Währungszone zu leiten, das ließ sich noch mit seinem Job als Premierminister vereinbaren. Doch seine innenpolitischen Verpflichtungen für ein EU-Amt aufzugeben, das käme nicht in Frage – schließlich sei er seinen Wählern im Großherzogtum verpflichtet.

Doch seit vergangener Woche gibt es eine Koalition ohne Juncker, der nach fast 19 Jahren als Premierminister abgelöst wurde. Nach mehr als 30 Jahren in Regierungsämtern sei es schon „gewöhnungsbedürftig“, sagt Juncker, nur mehr Abgeordneter zu sein.

Kommission oder Rat?

Statt Oppositionsführer in Luxemburg könnte „Mr. Euro“ also bald wieder im Konzert der Großen in Europa mitspielen. Fragt sich nur, in welcher Rolle.

Nach der EU-Wahl Ende Mai muss nicht nur ein Nachfolger für Kommissionschef Jose Manuel Barroso gefunden werden. Auch der Posten von Ratspräsident Herman van Rompuy wird vakant. Juncker würde für beides in Frage kommen.

Für den Job des Ratspräsidenten gibt es derzeit noch keine anderen Kandidaten – hier wäre Juncker wohl relativ leicht durchzubringen. Um die Kommissionsspitze wird es ein härteres Rennen geben: Die Sozialdemokraten haben bereits Parlamentspräsident Martin Schulz in Stellung gebracht, für die Liberalen wird der belgische Ex-Premier Guy Verhofstadt oder Währungskommissar Oli Rehn kandidieren. Unter den Konservativen könnte Juncker gar aus Luxemburg Konkurrenz bekommen: Justizkommissarin Viviane Reding gilt auch als aussichtsreiche Kandidatin.