Erster Corona-Toter - und Händewaschen unmöglich, weil kein sauberes Wasser
Von Daniela Kittner
Im Nordosten Syriens ist der erste Todesfall durch Covid-19 bestätigt worden, wie die Hilfsorganisation Care Österreich in einer Aussendung am Samstag mitteilte. Demnach erklärte die regionale kurdische Selbstverwaltung, dass ein 53-jähriger Mann bereits am 2. April in einem Krankenhaus in Qamishli starb. Eine Probe, die zum Testen nach Damaskus geschickt wurde, sei positiv gewesen.
Gesundheitssystem fast völlig zerstört
Der Syrien-Länderdirektor der internationalen Hilfsorganisation Care, Aleksandar Milutinovic, nennt die Nachricht „äußerst besorgniserregend“. Ohne Testkapazitäten im Nordosten Syriens sei es unmöglich zu wissen, wie weit sich das Virus bereits verbreitet hat. „Beinahe zehn Jahre Krieg haben das Gesundheitssystem fast vollständig zerstört. Ein Ausbruch des Coronavirus würde sowohl die lokalen Behörden als auch Hilfsorganisationen im Nordosten Syriens angesichts der schlechten Gesundheitsversorgung und Infrastruktur überfordern. Mehr als 70.000 Menschen sind nach wie vor vertrieben, die politische Situation und Sicherheitslage sind extrem instabil.“
Händewaschen nicht möglich
Die überlebenswichtige Wasserversorgung, ohne die auch Händewaschen nicht möglich ist, sei unterbrochen. Tausende Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Der Bedarf an humanitärer Hilfe sei enorm. Die Versorgung mit überlebenswichtigen Hilfsgütern wie sauberem Wasser, Hygieneprodukten und Nahrungsmitteln müsse sichergestellt werden. „Nothilfe-Güter müssen die Menschen in der Region erreichen können, und dafür muss für Hilfsorganisationen der ungehinderte und sichere Zugang zu den bedürftigsten Frauen, Männern und Kindern gewährleistet sein, damit sie die Menschen in der Region mit Hilfsgütern versorgen können“, so Milutinovic. Care leiste weiterhin Nothilfe und verteile Lebensmittel.
4,14 Millionen Privatspenden für Syrien eingelangt
Hilfsorganisationen kritisieren indes, dass die Bundesregierung die angekündigte Verdoppelung der privaten Spenden der „Nachbar in Not“-Aktion für Syrien allein UNO-Organisationen zukommen lässt. Die Partnerorganisationen hätten sich zumindest einen Teil der Gelder erwartet, sagte der Vorstandsvorsitzende der „Nachbar in Not“-Stiftung, Michael Opriesnig vom Roten Kreuz, am Samstag im Ö1-„Morgenjournal“.
Bis zum Ostersonntag sind laut Bundesregierung rund 4.143.000 Euro an Spenden für die Hilfsaktion „Nachbar in Not“ für Syrien eingelangt, diese Mittel werden aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) verdoppelt.
Geld über UN-Organisationen nach Syrien
Das Geld soll zu je 40 Prozent an das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) und das UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) gehen, 20 Prozent an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Außenministerium wies darauf hin, dass die UNO-Organisationen, an die die 4,1 Millionen Euro aus dem AKF nun gehen, spezielle Programme zur Bekämpfung von Covid-19 ausgearbeitet hätten, die vor allem die besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppen schützen sollen.
Die „Nachbar in Not“-Stiftung zeigte sich enttäuscht, dass nicht Hilfsorganisationen zum Zug kommen, die ebenso seit Jahren in Syrien tätig seien, wie das Rote Kreuz, die Caritas, Care, die Malteser oder die Diakonie.