Erneut Tote nach Schusswechsel an der Grenze zwischen Aserbaidschan und Armenien
Bei Schüssen in der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Kaukasusregion Berg-Karabach sind am Sonntag mindestens fünf Mitglieder von Sicherheitskräften getötet worden. Die Verantwortung weisen sich die beiden Streitparteien wie üblich gegenseitig zu.
"Eine Sabotage-Gruppe der aserbaidschanischen Streitkräfte hat das Feuer auf ein Auto der Pass- und Visaabteilung der Polizei eröffnet", erklärten die örtlichen separatistischen pro-armenischen Behörden. Dabei seien drei Polizisten getötet worden. Nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums wurden bei dem Vorfall seien zwei seiner Soldaten getötet.
Das Ministerium in Baku stellte den Vorfall völlig anders dar als die pro-armenischen Regionalbehörden. Aserbaidschanische Soldaten seien bei dem Versuch, Fahrzeuge mit Waffenlieferungen zu stoppen, beschossen worden, erklärte das Ministerium "Als Ergebnis des Schusswechsels gibt es auf beiden Seiten Tote und Verletzte", fügte es hinzu. Zwei aserbaidschanische Soldaten seien zu "Märtyrern" geworden.
Das armenische Verteidigungsministerium bezeichnete die aserbaidschanische Darstellung als "absurd" und sprach von einer "im Vorfeld geplanten und von der obersten Führung angewiesenen Provokation".
Der Konflikt schwelt seit Jahrzehnten
Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Grenzregion Berg-Karabach. Nach Kämpfen mit mehr als 6.500 Toten im Jahr 2020 hatte Moskau ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang.
Die Gefahr einer erneuten Eskalation des Konflikts bleibt trotz jüngster Annäherungen in Friedensgesprächen zwischen den beiden Ländern hoch. Seit Mitte Dezember blockieren Aserbaidschaner die einzige Straße nach Berg-Karabach, den Latschin-Korridor, wodurch die Versorgung der 120.000 Bewohner der Enklave stark beeinträchtigt wird. Die Demonstranten geben an, gegen illegalen Bergbau zu protestieren - Eriwan hingegen wirft Baku vor, dort eine Blockade angeordnet zu haben.
Nach den Schüssen am Sonntag erklärte Armenien, dass die Entsendung einer internationalen Untersuchungsmission in den "Latschin-Korridor und nach Berg-Karabach eine "absolute Notwendigkeit" werde. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium hingegen erklärte, die Vorfälle zeigten, dass Aserbaidschan auf der Strecke des Vorfalls "einen angemessenen Kontrollpunkt" schaffen müsse.
Bei den militärischen Konfrontationen um Berg-Karabach wurden Schätzungen zufolge seit den 1990er-Jahren etwa 30.000 Menschen getötet.