Politik/Ausland

Erleichterter Jubel: "Danke, Papa Hollande"

Wir waren am Verzweifeln. Aber als wir das Donnern französischer Kampfflugzeuge hörten, schöpften wir erstmals wieder Hoffnung“, sagte in einem Radio-Interview ein Einwohner der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui. Der Mann hatte sich mit seiner Familie seit Tagen nicht mehr auf die Straße gewagt, wo Milizen wahllos Passanten erschossen.

Seit französische Militärs in Bangui und anderen Städten der Republik Zentralafrika Präsenz zeigen, schlägt ihnen Jubel entgegen. „Danke, Papa Hollande“ und „Bleibt hier“, rief die Menge, als im Morgengrauen des Samstags Militärkonvois zentralafrikanische Dörfer durchquerten. Einheimische Soldaten salutierten.

Schreckensherrschaft

Warlords hatten seit Jahresbeginn eine Schreckensherrschaft errichtet. Eine halbe Million der 4,6 Millionen Einwohner waren in Urwälder geflüchtet. Im März hatten die Milizen den aktuellen Präsidenten, Michel Djotodia, an die Macht gehievt.

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Es war nicht der erste Staatsstreich, auch Djotodias Vorgänger war ein Putschist. Aber diesmal drohte ein Blutbad zwischen der christlichen Mehrheit (70 Prozent der Bevölkerung) und der muslimischen Minderheit. Denn die Warlords kamen aus dem muslimischen Nordosten des Landes und aus den muslimischen Nachbarstaaten. Fast alle ihre Opfer waren Christen. Inzwischen übten christliche Milizen Vergeltung an unbeteiligten Muslimen – mehr als 400 Tote wurden allein in den vergangenen Tagen gezählt.

Der katholische Erzbischof und ein prominenter Imam erflehten die Intervention in einem gemeinsamen Schreiben an den UN-Sicherheitsrat. Dieser gab am Donnerstag seine Zustimmung. Am Samstag folgten 35 afrikanischen Staatschefs, die an einem Gipfel in Paris teilnahmen. Sogar Präsident Djotodia hat den Einsatz Frankreichs gutgeheißen, weil er mit den Milizen, die ihn an die Macht gebracht hatten, nicht mehr zurande kam.

Pro forma gilt der Einsatz der Franzosen als Unterstützung für eine afrikanische Interventionstruppe, de facto ist es umgekehrt. Die in Zentralafrika aufmarschierten 1600 französischen Soldaten sind die Akteure. Dabei haben Friedens-Truppen afrikanischer Nachbarstaaten, die bereits zuvor in Zentralafrika stationiert waren, stellenweise erfolgreich Milizen in die Schranken gewiesen. Aber diese afrikanischen Einheiten leiden unter mangelnder Ausbildung und Ausrüstung sowie nationalen Rivalitäten.

Die kleine französische Streitmacht ist trotzdem auf diese afrikanischen Verbündeten angewiesen, um die Situation halbwegs zu stabilisieren. Andernfalls würde sich die religiöse Vendetta erst recht entfalten: Schon jetzt fürchten sich die Muslime in den überwiegend christlichen Regionen vor einer Ausrottung, wenn erst einmal die Milizen aus dem Norden wieder vertrieben sind.