Politik/Ausland

El Kaida ist längst der taktisch beste Spieler in Syrien

Sie sind bestens ausgerüstet, kampferfahren und somit die militärische Speerspitze des syrischen Widerstands: Die radikalislamische Nusra-Front. Wo immer in Syrien die Assad-Armee blutige Verluste erleidet, findet man ihre Einheiten in der Kampfzone.

Dass die USA die islamistische Miliz jetzt als terroristische Organisation einstufen will, ist eine späte Einsicht in eine lange verdrängte Tatsache. Die Nusra-Front ist ideologisch und militärisch ein enger Verbündeter der El Kaida. Nicht etwa jener El Kaida, die seit dem Terror des 11.September als reichlich verwaschener Begriff von Nordafrika bis Afghanistan herumgeistert, sondern vielmehr jener bestens organisierten Terrortruppe, die den Amerikanern im Irak über Jahre das Leben zur Hölle gemacht hat. Aus Syrien sickerten viele Kämpfer damals in den Irak ein. Jetzt sind sie wieder zurückgekehrt, um hier für dieselbe Idee zu kämpfen, einen islamistischen Gottesstaat.

Und genau der ist das Ziel, das mächtige Geldgeber in den Golfstaaten und in Saudi-Arabien überall und jederzeit gerne finanzieren. Mit Ölgeld bezahlt und über bestens funktionierende Netzwerke werden Waffen und Kämpfer ins Land geschleust. Moscheen und islamische Hilfsorganisationen spielen in diesen Netzwerken eine wichtige Rolle. Im Krieg gegen ein mit allen Mitteln um sein Überleben kämpfendes Assad-Regime spielen dann ideologische Grenzen keine Rolle mehr.

Weltliche, westlich orientierte Rebellengruppen lassen sich wohl oder übel die Waffenbruderschaft der Islamisten gefallen, egal ob die nun auf US-Terrorlisten stehen oder nicht. Die zögerliche, wenn überhaupt vorhandene Unterstützung des Westens lässt ihnen in diesem Kampf ohnehin keine andere Wahl.

Je länger der Krieg dauert, desto dominanter werden also die Nusra-Front und andere islamistische Milizen. In London debattiert man inzwischen erneut, jene Rebellen, die man im Westen gerne an der Spitze des Aufstandes sähe, endlich entschlossener zu unterstützen.

Das neue demokratische Syrien, das man sich irgendwo an Konferenztischen zusammenträumt, kann man sich damit allerdings nicht erkaufen. Das Spiel um Syrien nach Assad ist eröffnet und die Gotteskrieger und ihre Geldgeber haben längst die besseren Karten in der Hand.