Politik/Ausland

"Die EU verdient diesen Preis"

Es war eine europäische Feierstunde Montag Mittag in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Viel Prominenz war angereist, um der Preisverleihung besondere Bedeutung zu verleihen. 20 der 27 EU-Staats- und Regierungschefs nahmen teil, aus Österreich war Bundeskanzler Werner Faymann nach Oslo gekommen. Nur notorische EU-Nörgler wie der Brite David Cameron oder der Tscheche Vaclav Klaus glänzten durch Abwesenheit.

Es waren durchaus nicht nur Routine-Reden, die diese Preisverleihung auszeichneten. Der emotionale Höhepunkt: Eine sichtlich gerührte deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm den französischen Staatspräsidenten François Hollande an der Hand, als es um die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ging.

„Die Europäische Union verdient diesen Preis, weil Europa ein Kontinent des Friedens geworden ist“, betonte der Vorsitzende des norwegischen Friedensnobelpreis-Komitees, Thorbjörn Jagland.

Es war ein besonderer Moment sogar für Profipolitiker wie EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, als sie den Preis entgegennahmen. Ein bewegter Van Rompuy: „Ich bin stolz, Europäer zu sein!“

Auftrag

Am selbstkritischsten war EU-Parlamentspräsident Schulz: Er warnte davor, den Frieden in Europa als selbstverständlich zu betrachten. Der Preis stehe dafür, „dass wir in Zeiten der Krise, wo Leute zweifeln, eine Warnung kriegen, das große Erbe des 20. Jahrhunderts, diese Friedens- und Wohlstandsgemeinschaft, nicht aufs Spiel zu setzen.“

Die Nobelpreis-Vergabe war begleitet von Protesten von EU-Bürgern. Schon am Vorabend waren auf einer Demonstration in Oslo Parolen zu sehen wie „EU 2012: Krise, Chaos und Arbeitslosigkeit“. Eine bittere Mahnung in einer Feierstunde.

Bundeskanzler Faymann nannte in Oslo die Nobelpreis-Verleihung den „ Auftrag an die EU, sich weiterzuentwickeln. Europa muss noch stärker für den sozialen Ausgleich stehen, für ein Miteinander aller Menschen“. Auch Außenminister Michael Spindelegger sieht darin einen Auftrag für die Zukunft. Dagegen FP-Chef Strache: Die Preisverleihung sei eine „Absurdität“.

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