Politik/Ausland

Angriff in Bottrop: Lenker hatte "Absicht, Ausländer zu töten"

Aus Fremdenhass hat ein deutscher Autofahrer aus Essen in der Silvesternacht im Ruhrgebiet mehrere Fußgänger angefahren und verletzt. Der 50-jährige Deutsche hatte die "klare Absicht, Ausländer zu töten", wie der nordrhein-westfälische Landes-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag in Bottrop im WDR-Fernsehen mitteilte. Der Fall müsse weiters "sehr ernst genommen werden", es werde mit Hochdruck ermittelt. Vier Menschen wurden in Bottrop verletzt, eine Frau schwer. Ein weiterer Mensch wurde in Essen verletzt. Insgesamt soll der Autofahrer viermal versucht haben in Menschengruppen in Bottrop und später in Essen zu fahren. Der Täter wurde in der Nacht eben dort in Essen gefasst.

Behörden gehen von gezieltem Aschlag aus

In der ersten Stellungnahme hatten die Essener Staatsanwaltschaft und die Polizeibehörden in Recklinghausen und Münster erklärt, es sei von einem "gezielten Anschlag auszugehen, der möglicherweise in der fremdenfeindlichen Einstellung des Fahrers begründet ist".

Der Deutsche sei bewusst in mehrere Menschengruppen gefahren, die größtenteils aus Ausländern bestanden hätten, sagte Reul. Das sei durch die Vernehmungen klar geworden. Zudem sei offensichtlich, dass der Mann psychische Erkrankungen gehabt habe. Laut Informationen des Spiegel soll der Autofahrer gesagt haben, die vielen Ausländer seien ein Problem für Deutschland, das er lösen wolle. Der Mann war den Sicherheitsbehörden vor der Tat nicht aufgefallen.

Es mache "sehr betroffen, dass so etwas passiert ist", fügte Innenminister Reul hinzu. Deswegen müsse lückenlos aufgeklärt werden. Reul hob hervor, im Bundesland Nordrhein-Westfalen gebe es "keinerlei Toleranz" für Gewalttäter, "egal, von welcher Ecke sie kommen".

Schreckensfahrt begann kurz vor Mitternacht

Nach Angaben der Polizeipräsidentin von Recklinghausen, Friederike Zurhausen, ereignete sich der erste Angriff noch vor Mitternacht auf einer Straße in Bottrop. Ein Fußgänger konnte sich jedoch vor einem Zusammenprall retten.

Kurz nach Mitternacht sei der 50-Jährige dann auf dem zentralen Berliner Platz in eine Menschengruppe gefahren. Dabei wurden vier Menschen verletzt. Nach ersten Polizeiangaben waren unter ihnen syrische und afghanische Staatsangehörige. Auch ein Kind soll sich in der Menschenmenge befunden haben.

Daraufhin wurde die Fahndung ausgeschrieben, 18 Minuten später konnte der Mann in Essen festgenommen werden. Zuvor hatte er laut Reul noch zweimal versucht, in weitere Gruppen von Passanten zu fahren. Diese warteten gerade an einer Bushaltestelle. Dabei soll ein weiterer Mensch verletzt worden sein.

Mann soll an psychischer Erkrankung gelitten haben

Laut "Spiegel" wurde der Autolenker in der Vergangenheit mindestens einmal in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen. Er litt demnach laut den Ermittlern an einer schizophrenen Erkrankung. Es sei unklar, ob er noch in psychologischer Behandlung sei.

Bei der Festnahme äußerte er sich laut Zurhausen fremdenfeindlich. Zu einem möglichen politischen Hintergrund lägen bisher keine Erkenntnisse vor. Derzeit seien Ermittler dabei, die Wohnung des Mannes zu durchsuchen.

Stadtfest abgesagt

Der Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) zeigte sich "entsetzt und tief getroffen" von dem Vorfall. Er hoffe, dass die Verletzten bald genesen würden, erklärte er. Eigentlich hätte am Dienstag das 100-jährige Bestehen der Stadt Bottrop gefeiert werden sollen. Dieses Fest habe er "angesichts der furchtbaren Ereignisse" abgesagt, fügte Tischler hinzu.

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