Der jüngste Staat der Welt versinkt im Chaos
Von Walter Friedl
Die Freude kannte keine Grenzen, als der Südsudan am 9. Juli 2011 als jüngster Staat der Welt aus der Taufe gehoben wurde. Bald schon aber kam es zu blutigen, internen Machtkämpfen, die jetzt, just zum fünften Geburtstag, eskalierten. Das nahezu bankrotte Land versinkt im Chaos und wird zudem von einer Dürrekatastrophe geplagt.
Zuletzt erreichten die gewaltsamen Auseinandersetzungen die Hauptstadt Juba, wo Hunderte Menschen starben. Unmittelbar neben dem Hauptquartier der UN-Mission war Gefechtslärm zu hören, zwei der Unterkünfte wurden zerstört. Auch der Flughafen der Stadt war heftig umkämpft, Kenyan Airways und Rwandair haben ihre Flüge eingestellt. Die USA haben einen Großteil ihres Botschaftspersonals abgezogen.
Gräben zu tief
Die Front verläuft zwischen den Anhängern von Präsident Salva Kiir und seinem Stellvertreter Riek Machar. Wobei sich die Frage stellt, inwieweit die Rivalen ihre Leute noch unter Kontrolle haben. Denn erst im April haben die beiden Alpha-Tiere zumindest nach außen hin das Kriegsbeil begraben und eine Einheitsregierung gebildet. Doch offenbar sind die Gräben noch zu tief.
Die Bilanz des Bürgerkrieges bisher: Zehntausende Tote und rund 2,5 Millionen Vertriebene, das ist rund ein Fünftel aller Südsudanesen. Davon sind 70 Prozent Kinder, von denen laut UN-Angaben 350.000 keine Schulbildung erhalten – hier wächst eine verlorene Generation heran.
Hunger-Katastrophe
Hinzu kommt, dass die gesamte Region unter der aktuellen Dürre leidet. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Südsudan bis zu 4,8 Millionen Menschen "mit ernsthaften Lebensmittelengpässen konfrontiert sind", weit mehr als ein Drittel der Bevölkerung.
Der zerrüttete Staat von der Größe Frankreichs ist dieser Herausforderung in keiner Weise gewachsen. Zumal die Ölproduktion durch den Bürgerkrieg massiv zurückgegangen ist und der niedrige Preis dieses Rohstoffes viel zu wenig Geld in die Kassen fließen lässt. Wegen Geldknappheit waren schon im Vorfeld die Feiern zum fünften Jahrestag der Staatsgründung abgesagt worden – eine fiskalische Notwendigkeit, von der sich nun herausstellte, dass es ohnehin nichts zu feiern gibt.