Politik/Ausland

Demonstration in Israel gegen Regierung und für Geisel-Deal

Tausende Menschen sind Samstagabend in mehreren Städten Israels auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu demonstrieren.

Im Zentrum von Tel Aviv skandierten die Teilnehmer der Kundgebung Parolen wie "Wahlen jetzt!" und - auf Netanyahu gemünzt - "Du bist der Kopf, du bist schuld!", wie die Times of Israel berichtete.

Netanyahus Beliebtheit ist massiv gesunken

"Ich beschuldige dich, Bibi, alle Werte zerstört zu haben, in deren Geiste wir unsere Kinder großgezogen haben", sagte eine Rednerin der Kundgebung und benutzte dabei eine Kurzform des Vornamens von Netanyahu. "Ich beschuldige dich, Bibi, ein ganzes Land zu Hinterbliebenen gemacht zu haben", fuhr die Frau fort. Sie hatte den brutalen Terror-Überfall der islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels überlebt und dabei ihren Bruder verloren.

Netanyahus Beliebtheit ist seitdem massiv gesunken. Kritiker werfen dem rechten Politiker vor, den Schutz der Gaza-Grenze vernachlässigt zu haben und die Interessen des Landes seinem politischen Überleben unterzuordnen.

In Jerusalem endete am Samstag ein Protestmarsch

Bei dem beispiellosen Massaker töteten die Terroristen 1200 Menschen und verschleppten 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Der Überfall war Auslöser des Gazakriegs, in dessen Folge Israel das Küstengebiet militärisch angriff, um die Hamas zu zerschlagen. Dabei kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 30.000 Palästinenser ums Leben.

In Jerusalem endete am Samstag ein Protestmarsch, zu dem Angehörige der Geiseln aufgerufen hatten. Die Teilnehmer waren am Mittwoch in einem am 7. Oktober überfallenen Kibbuz nahe der Gaza-Grenze aufgebrochen und vor den Amtssitz Netanyahus gezogen. Mit dem Marsch wollten sie den Druck auf Netanyahu verstärken, um die sofortige Freilassung von rund 100 Geiseln zu erreichen, die sich noch in der Gewalt der Hamas befinden.

Proteste und Demonstrationen gab es am Samstag Medienberichten zufolge auch in Haifa und Beerscheba sowie in Caesarea vor einer privaten Villa Netanyahus.