Politik/Ausland

Dänemark streitet über Kinderserie mit Riesenpenis-Mann: Darf das denn sein?

Er sieht eigentlich nicht aus wie ein Superheld, der kleine Mann im rot-weiß-rot gestreiften Overall. Dabei hat das Knetmännchen, das seit Samstag im öffentlichen Fernsehen in Dänemark zu sehen ist, eine ganz spezielle Fähigkeit. John Dillermand – frei übersetzt in etwa Johann Pimmelmann – hat einen überlangen Penis, ebenso rot-weiß-rot gestreift, und mit dem macht er Dinge, die spektakulär sind. Er heizt den Grill an und verbrennt sich, stiehlt Kindern eine Eistüte oder führt Hunde Gassi.

Ist das zum Lachen? Oder eher zum Kopfschütteln, wie viele Eltern und auch manche Experten in Dänemark meinen?

Seit der ersten Folge ist die Debatte dort höchst polarisiert. „Ist das wirklich die Botschaft, die wir Kindern inmitten der Me-too-Bewegung senden wollen?“, fragt etwa die bekannte Autorin Anne Lise Marstrand-Jørgensen. Christian Groes, Genderforscher in Roskilde, sieht nur patriarchale Ideen propagiert. „So wird die Umkleidekabinen-Kultur normalisiert, die immer als Entschuldigung für schlechtes Verhalten von Männern diente.“

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Empörung auf Facebook

Dass ausgerechnet das öffentliche TV eine solche Sendung zeigt, empört vor allem Eltern. Auf der Facebook-Seite des Senders DR1 sind Kommentare wie „Pfui!“ und „So etwas Unappetitliches“ zu lesen. Andere finden das moralinsauer – schließlich hat Dillermands Penis keine sexuelle Note. Auch Experten, die mit der Sendung befasst waren, sehen keine Gefahr für Kinder: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Erwachsenen wegen unserer Erfahrungen die Nase rümpfen“, sagt Kinderpsychologin Margrethe Brun Hansen. Sie hat das Manuskript gelesen, bevor es in Produktion ging, und hat es abgesegnet. „Kleine Kinder sehen die Welt anders. Sie sind gerne nackt, spielen Doktorspiele und mögen unanständige Wörter. Sie können laut lachen, wenn jemand einen fahren lässt. In diese Welt begibt sich John Dillermand.“

Das dänische Fernsehen hat gelassen auf die Kritik reagiert. Wenig Wunder, hat der Sender doch schon öfter Schlagzeilen mit seinen Kinderprogrammen provoziert. In „Ultra wirft die Kleidung weg“ etwa zeigten sich etwa Erwachsene nackt; damit will man Heranwachsenden ein normales Körperbild vorleben. Eine Figur in „Gepetto News“ hat seine Vorliebe für Cross-Dressing, trägt also Kleidung des anderen Geschlechts. Das verstörte vor allem konservative Kritiker.

Zur Dillermand-Debatte erklärten die Senderverantwortlichen übrigens , sie hätten ja auch eine Serie „über eine Frau ohne Kontrolle über ihre Vagina“ machen können. Das wäre wohl sehenswert. Nur auf YouTube waren die Clips über John Dillermand zunächst nicht mehr zu finden - aber nicht aus Gründen der Pietät, sondern aus Gründen des Urheberrechts.