Trump: Anonyme Quellen sollten nicht erlaubt sein
Von Thomas Trescher
Einmal im Jahr treffen sich Amerikas Konservative, und heuer ist alles anders. Im Weißen Haus sitzt nach acht Jahren kein Demokrat, sondern einer der ihren. Wobei: Vor einem Jahr standen viele auf der CPAC-Konferenz Donald Trump noch kritisch gegenüber, schließlich ist der New Yorker Immobilienmogul alles andere als ein gestandener Konservativer. Jetzt aber: Eine Trump-Parade. Sein Berater Stephen Bannon war da und hat einen seiner seltenen öffentlichen Auftritte absolviert, Kellyanne Conway einen ihrer nicht ganz so seltenen. Und dann spricht der Präsident selbst; der erste Präsident seit Ronald Reagan 1981, der in seinem ersten Jahr bei der Konferenz auftrat.
Neue Medien-Beschimpfungen
"Ich liebe diese Konferenz, ich liebe Euch", sagt Trump. Er habe bei der Rede zugesagt, weil er den CPAC nicht gegen sich gestellt sehen will, sagt er - vermutlich im Scherz, aber so genau weiß man das nie. Die "fake"-Medien "sind das Schlimmste", vermeldet er gleich zu Beginn. "Endlich habt ihr einen Präsidenten, es hat lange genug gedauert", sagt er zu den konservativen Gästen der Konferenz. Niemand habe geglaubt, dass er gewinnen werde, vor allem nicht die Medien. "Sie sind der Feind des Volkes", sagt er einmal mehr. "Ich bin nicht gegen die Medien, schlechte Nachrichten machen mir nichts aus, aber ich bin gegen die 'fake news'-Medien." Er sagt, es sollte nur erlaubt sein, Quellen zu zitieren, die namentlich genannt werden. CNN bezeichnet er als "Clinton News Network", das nur falsche Umfragen veröffentlichen würde. "Alle reden immer vom 'First Amendment', ich liebe es auch, es gibt mir das Recht, die 'fake news' zu kritisieren." Er kündigt an, dass etwas gegen "fake news" unternommen werden muss.
Präsidenten am Strand
Er habe einen Sauhaufen übernommen, "wenn die Präsidenten die vergangenen 50 Jahre am Strand verbracht hätten, ginge es uns besser". Er werde Obamacare ersetzen, weil es nicht funktioniert. "Wann haben wir das letzte Mal gewonnen? Einen Krieg zum Beispiel? Wir werden wieder gewinnen, wir werden ganz groß gewinnen." Es ist bislang ein "Best-of" seiner Reden, nichts Neues, eine weitere Wiederholung dessen, was Trump immer wieder sagt. "Vor wenigen Tagen wurden in Chicago sieben Menschen angeschossen und, glaube ich, getötet. Chicago, eine tolle amerikanische Stadt. Sieben Menschen, erschossen und getötet."
"Schaut Euch an, was in Schweden passiert"
Trump spricht wieder über Schweden, niemand würde über Schweden reden, "aber die Menschen dort wissen, dass ich recht habe. Schaut Euch an, was in Schweden passiert, was in Deutschland passiert, ein Freund sagte mir, er fahre nicht mehr nach Paris. Wir werden islamische Terroristen nicht ins Land lassen." Trump kündigt ein neues Dekret zu einem Einreisestopp an.
Trump wiederholt noch einmal was er alles vorhat, und spricht nun das Zweite Amendment an, das den Waffenbesitz in den USA regelt. Das wäre gar nicht Teil seiner Rede gewesen, aber glücklicherweise sei es ihm noch eingefallen, schließlich seien auch Vertreter der Waffenlobby NRA hier. Hillary Clinton, sagt er, (und der Saal ruft "Lock her up!") habe die Wahl verloren, weil sie seine Anhänger als "deplorables" (etwa "Klägliche") bezeichnet habe - "ein falsches Wort und es ist vorbei". Trump sagt, er spreche "nicht für den ganzen Planeten, sondern für unser Land. Ich werde Euch nicht enttäuschen. Wir sind Amerikaner und die Zukunft gehört uns. Größer, besser und stärker als je zuvor".
Was zuvor geschah
In größter Gelassenheit warf Stephen Bannon den Medien ein kaltes "Ah, die Opposition" entgegen. Nein, sagt er, es werde nicht nur nicht besser werden mit den Medien, es werde schlimmer. Denn: Als globalisierte Konzerne könnten die Medien ja gar keine Übereinstimmung mit der national ausgerichteten Politik Trumps haben, das sei doch logisch. Priebus sagt, eigentlich stimme an der Berichterstattung über das Weiße Haus gar nichts. Dort sei alles in bester Butter. Zustimmendes Brummeln überall.
Das Nicken und die "Yeah!"-Rufe im Saal verstärken sich, als Bannon die Linien Trump'scher Politik zeichnet: Einwanderung und Sicherheit, Handel - und der radikale Rückbau des Staates. Lächelnd verkörpert Bannon einen Mann, der völlig im Reinen mit sich ist. Der radikale Stratege der radikalen Neuordnung. Bezugsgrößen seiner Ableitungen sind Nation, Geschichte und Herkunft. Die Weltmacht wird jetzt national gedacht. Trump werde alles umsetzen, was er im Wahlkampf versprach, das sollten jetzt mal bitte alle begreifen, sagt Bannon. "Es war doch alles in den Reden."
Zuvor durfte Trumps Beraterin Kellyanne Conway dem Präsidenten für seine Rede den Teppich ausrollen. Niemand arbeite härter als er. "Macht, Geld, Prestige? Das hatte er doch alles schon", sagt sie, das sei sehr befreiend. Trump werde die CPAC im Sturm nehmen und zur TPAC machen, T wie Trump, da ist sie sicher.
Ted Cruz, ein weiterer Trump-Verlierer, darf dann das Salzfass über den Wunden der Demokraten öffnen. Die Anhänger sind hingerissen, Texas' Senator ist seit Jahren einer der Herzbuben der Bewegung. "Dank der von den Demokraten geänderten Regeln im Senat haben wir das konservativste Kabinett seit Jahrzehnten. Vielen Dank im Namen der CPAC!" ruft Cruz. Der Saal bebt.