Politik/Ausland

Cherson laut Kiew "so gut wie von russischem Nachschub abgeschnitten"

Die Ukraine macht nach eigenen Angaben und nach Einschätzung eines westlichen Geheimdienstes Fortschritte bei ihren Bemühungen um die Rückeroberung von Teilen der Südukraine. Im Gebiet Cherson sei es dem ukrainischen Militär dank vom Westen gelieferter Artilleriegeschütze gelungen, mindestens drei Brücken über den Dnipro zu beschädigen. Das erschwere Moskau die Versorgung der besetzten Gebiete und mache die russische 49. Armee, die am Westufer des Dnepr stationiert sei, äußerst verwundbar.

Die Absicht der Ukrainer dürfte sein, bis Winterbeginn das westliche Ufer des Dnepr zurückzuerobern und den Fluss zu einem natürlichen Hindernis zu machen. Damit hätten es die russischen Streitkräfte erheblich schwerer, im Frühjahr die Stadt Mykolaiw zu nehmen und dann weiter nach Odessa vorzustoßen. Allerdings verläuft die Front derzeit 20 bis 50 Kilometer vom Flussufer entfernt und die russische Artillerie feuert pausenlos auf das flache Steppengelände.

Russland rückt in Donezk vor

Die westlich des Dnepr gelegene Stadt Cherson als politisch bedeutendste Stadt in der Region unter russischer Kontrolle sei vom Rest der besetzten Gebiete nun so gut wie abgeschnitten, hieß es von ukrainischer Seite. „Ihr Verlust würde die russischen Versuche, die Besatzung als Erfolg darzustellen, ernsthaft untergraben“, betonte das britische Verteidigungsministerium.

Bereits am Mittwoch war aus westlichen Sicherheitskreisen verlautet, die Ukraine mache bei ihrer Gegenoffensive im Gebiet Cherson Fortschritte. Angesichts der zerstörten oder beschädigten Brücken, verliere Moskau wichtige Nachschubrouten. Auf russischer Seite gebe es ernsthafte Probleme bei der Versorgung und der Moral der Streitkräfte. „Unserer Ansicht nach ist eine operative Pause unausweichlich“, sagte ein hochrangiger westlicher Beamter.

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Im östlichen Kriegsgebiet Donezk nähern sich die Kämpfe zwischen den Truppen Kiews und Moskau weiter den Städten Bachmut und Soledar. Bei Werschyna, südöstlich von Bachmut, habe der Gegner Teilerfolge erzielt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Andere Angriffe im Raum Bachmut und auch beim benachbarten Soledar seien hingegen abgewehrt worden. Auch nördlich von Slowjansk seien russische Attacken gescheitert. In Donezk und im angrenzenden Gebiet Charkiw seien erneut ukrainische Stellungen in Dutzenden Orten durch Artillerie beschossen worden. Zudem habe es Luftangriffe gegeben.

In der Nacht zum Donnerstag wurden nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte zudem mehr als 20 Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert, unter anderem aus dem benachbarten Belarus. Dabei wurden demnach Infrastrukturobjekte im Kreis Wyschhorod nördlich der Hauptstadt Kiew und im anliegenden Gebiet Tschernihiw getroffen. Die Angaben der Ukraine ließen sich nicht unabhängig prüfen.