Bundesheer: Große Mehrheit schätzt Katastropheneinsätze
Den Schneemassen trotzen Hunderte Soldaten mit einfachen Schaufeln. In eingeschneite Bergdörfer fliegen Helikopter und versorgen die Bewohner mit Medikamenten und Nahrungsmittel (siehe Reportage Seiten 16, 17). Pioniere räumen Straßen, die von Lawinen verschüttet sind, blitzschnell sind sie auch imstande, neue Ersatzbrücken zu bauen. Das Bundesheer ist derzeit wieder im Katastropheneinsatz. Knapp 1000 Soldaten sind es, die an diesem Wochenende den vielen Freiwilligen im Kampf gegen den Schnee beistehen. Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2002 wurden 12.000 Soldaten abberufen.
Automatisch erfolgt der Einsatz der Soldaten im Katastrophenfalle nicht. „Das Bundesheer ist kein Ersthelfer. Wir kommen, wenn andere nicht mehr können“, erklärt Oberst Michael Bauer, der Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Hilfe bei Lawinenabgängen, bei Stürmen, Unwettern und Überschwemmungen folgt einem Prinzip: Nicht nur wenn’s brennt, ist die Feuerwehr viel schneller da. Sie verfügt mit ihren vielen Mitgliedern eine weit höhere Mobilisierungsstärke als das Heer. Mehr als 360.000 Freiwillige stehen in Österreich rund um die Uhr bereit, um in Krisensituationen sofort zu handeln.
Heer wird angefordert
Der Apparat des Bundesheeres braucht länger Zeit, bis er hochgefahren ist. Außerdem – und das ist entscheidend – muss es für einen Einsatz des Heeres eine Anforderung des Bundes, des Landes oder einer Gemeinde geben. Erst dann bekommen Soldaten den Befehl, auszurücken. Beglichen werden die Leistungen aus dem Budget des Verteidigungsministeriums.
Katastropheneinsätze sind neben der klassischen Landesverteidigung, den Auslandsmissionen und dem Assistenzeinsatz an der Grenze der vierte Pfeiler der österreichischen Sicherheitspolitik.
Im Ranking der Aufgaben und Funktionen des Bundesheeres liegen die Katastropheneinsätze ganz weit vorne (siehe Grafik). Wie eine Umfrage zeigt, ist die große Mehrheit der Bürger mit den Katastropheneinsätzen sehr einverstanden. Fast 95 Prozent der Befragten finden die Hilfeleistungen bei Katastrophen „wichtig“, mehr als 90 Prozent geben an, dass diese Aufgaben des Bundesheeres „bekannt“ sind. Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM wurde vor gut einem Jahr präsentiert, laut OGM gelten die Daten auch heute noch.
Woher kommt diese hohe Akzeptanz? „Sie kommt besonders aus der Hilfeleistung, dem Service, der Rettung und dem Schutz, das das Bundesheer bietet. Weniger aus den Grundfunktionen des Bundesheeres“, erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
Aus der Umfrage geht auch hervor, dass insgesamt 62 Prozent der Österreicher eine „gute Meinung“ über das Heer haben, 29 Prozent haben eher „keine gute Meinung“.
Hahnenkamm-Abfahrt
Zum Engagement des Bundesheeres gehören auch sogenannte Unterstützungsleistungen. Bekannt sind die Bilder von Soldaten, die auf der Streif das Pistenteam bei der Hahnenkamm-Abfahrt unterstützen oder beim Formel-1-Rennen in Spielberg engagiert sind. Unterstützungsleistungen sind für den jeweiligen Antragsteller – im Gegensatz zu Katastrophen- und Assistenzleistungen – grundsätzlich kostenpflichtig.
Im Jahr 2017 hat das Bundesheer 283 Einsätze als Unterstützungsleistung durchgeführt. Dabei fielen 57.366 Arbeitsstunden an. Und dafür hat das Verteidigungsministerium insgesamt 722.410 Euro verrechnet.