Britischer Geheimdienstchef: Russland geht in Ukraine bald die Luft aus
Das russische Militär wird in den kommenden Wochen britischen Geheimdiensten zufolge wahrscheinlich eine Art Einsatzpause in der Ukraine einlegen. Damit bekomme die Ukraine eine Gelegenheit zum Gegenschlag, sagte MI6-Chef Richard Moore. Denn bisher seien konservativen Schätzungen zufolge etwa 15.000 russische Soldaten im Krieg in der Ukraine getötet worden. Es werde für das russische Militär in den nächsten Wochen immer schwerer werden, Personal und Material zu bekommen.
"Ich glaube, dass ihnen bald die Luft ausgeht", so Moore auf dem Aspen Security Forum in Colorado. "Sie werden in gewisser Weise pausieren müssen, und das wird den Ukrainern die Möglichkeit geben, zurückzuschlagen."
Fast fünf Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hofft Kiew, mit westlichen Waffen, insbesondere mit US-Langstreckenraketen wie den HIMARS, die Kiew in den letzten Wochen stationiert hat, in den kommenden Wochen einen Gegenangriff starten und die von Russland besetzten Gebiete zurückerobern zu können.
Moore betonte, dass die Ukraine zeigen müsse, dass der Krieg gewonnen werden könne - sowohl um die hohe ukrainische Moral zu bewahren als auch um die Entschlossenheit des Westens zu stärken, da die Besorgnis über Energieengpässe in Europa während des kommenden Winters zunehme.
Fähigkeit zum Gegenschlag?
"Ich denke, es ist für die Ukrainer selbst wichtig, dass sie ihre Fähigkeit zum Gegenschlag unter Beweis stellen. Und ich denke, das wird sehr wichtig für ihre anhaltend hohe Moral sein", sagte Moore. Und es sei auch wichtig für den Rest Europas, zu sehen, dass die Ukraine gewinnen könne. "Denn wir stehen vor einem ziemlich harten Winter." In dieser Atmosphäre, "mit dem Druck auf die Gaslieferungen und dem ganzen Rest, steht uns eindeutig eine harte Zeit bevor", sagte Moore.
Moore sagte, der Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine fordere vor allem in ärmeren, ländlichen Gemeinden seinen Tribut und Putin rekrutiere für den Konflikt keine Kräfte aus den Mittelklassegebieten von St. Petersburg oder Moskau. "Das sind arme Kinder aus ländlichen Gegenden Russlands. Sie kommen aus Arbeiterstädten in Sibirien. Sie gehören zu einem unverhältnismäßig hohen Anteil ethnischen Minderheiten an. Und sie sind sein Kanonenfutter", sagte Moore.
Auf die Frage, ob er über Putins Gesundheit Bescheid wisse, sagte Moore: "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Putin ernsthaft erkrankt ist".