Politik/Ausland

„Ihr seid schuld an der Ermordung Tausender Amerikaner“

Als er die Bilder von den einstürzenden Türmen des World Trade Centers sah, fasste Thomas Young einen Entschluss: Er würde für Amerika in den Krieg gegen den Terror ziehen. Er zog in den Krieg, zwei Jahre später, nicht gegen den Terror, sondern gegen Saddam Hussein, in den Irak. Von dort kam der Infanterist aus Missouri als Krüppel zurück. Ein Scharfschütze hatte ihm die Wirbelsäule zerschmettert.

Young wurde einer der ersten Irak-Veteranen, die öffentlich gegen den Krieg auftraten. Wie einst der Vietnam-Veteran Ron Kovic machte der ebenfalls im Rollstuhl sitzende Young sein Leiden öffentlich. In dem seinem Schicksal gewidmeten Dokumentarfilm „Body of War“ werden sein Leben mit der Behinderung, seine Verzweiflung und sein Weg vom Soldaten zum Anti-Kriegs-Aktivisten geschildert.

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Jetzt aber sind Youngs Schmerzen unerträglich geworden, auch weil das Morphium, das ihm in wachsenden Dosen durch die Jahre geholfen hat, immer weniger wirkt. Ab dem 20. April, so hat es der heute 33-Jährige angekündigt, wird er keine Medikamente und auch kein Essen mehr zu sich nehmen und so in den Tod gehen.

Zuvor aber hat Young einen letzten dramatischen Schlusspunkt unter seine Geschichte gesetzt. In einem öffentlichen Brief an Ex-US-Präsident George W. Bush und seinen Vize Dick Cheney – veröffentlicht zum 10. Jahrestag des Kriegsbeginns – hat er noch einmal all seine Vorwürfe gegen die beiden zusammengefasst: „Vor meinem Tod will ich deutlich machen, dass ich, Tausende meiner Kameraden, Millionen meiner Mitbürger und Hunderte Millionen Menschen im Irak und im ganzen Nahen Osten genau wissen, was Sie getan haben.“

Young wirft den beiden vor, andere in einen sinnlosen Krieg gehetzt zu haben: „Auf jeder Ebene, moralisch, strategisch, militärisch und ökonomisch, war dieser Krieg eine totale Niederlage. Sie beide haben ihn begonnen, Sie sollten die Konsequenzen dafür tragen.“

Er hoffe, so der Veteran, dass die beiden vor Gericht kämen, noch mehr aber hoffe er, dass sie endlich dafür einstünden, was sie getan hätten, dass sie vor den Amerikanern, dem Rest der Welt und vor allem vor den Irakern um Vergebung bitten würden: „Ihr seid schuld an schrecklichen Kriegsverbrechen, an Plünderung und zuletzt des Mordes, auch an der Ermordung Tausender junger Amerikaner, meiner Kameraden, denen ihr die Zukunft gestohlen habt.“