Politik/Ausland

Bischof befürwortet Einsatz deutscher Waffen gegen russische Ziele

Der deutsche katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck unterstützt den Kurs der Regierung in Berlin, der Ukraine den Einsatz deutscher Waffen gegen Ziele auf russischem Gebiet zu erlauben. 

"Das ist deswegen richtig, weil sie es mit einem Gegner zu tun haben, ähnlich wie es bei Hitler gewesen ist, den sie nicht einschätzen können und der mehr als aggressiv ist und mit allen Mitteln seine Ziele erreichen will", sagte Overbeck laut Kathpress am Wochenende in Erfurt.

Natürlich werde das "die Kriegsgefahr auch für uns erhöhen", ergänzte der Essener Bischof beim Katholikentag im Gespräch mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aber er sehe keine Alternative. 

Nicht nur aus Sicht der Kirche dürfe nie das Ziel aufgegeben werden, den Frieden zu erreichen. Aber beim Weg zum Frieden könne es auch sein, "dass es ohne Gewalt nicht gehen kann. Alles andere wäre naiv - und wir müssen uns auf einen langen Weg einstellen." Die Lage sei insgesamt sehr besorgniserregend, so Overbeck.

Friedensgipfel in der Schweiz: 106 Zusagen

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij haben 106 Länder und Organisationen ihre Teilnahme an dem Friedens-Gipfel in der Schweiz Mitte Juni zugesagt. Selenskij erklärte dies am Sonntag auf der Sicherheitskonferenz "Shangri-La-Dialog" Singapur, an der Staatsoberhäupter, hochrangige Minister und Beamte aus 55 Ländern teilnehmen. Der ukrainische Präsident war überraschend nach Singapur gereist, um dort für den Friedensgipfel zu werben.

"Wir zählen fest darauf, dass Sie diesen Gipfel unterstützen und in der Schweiz anwesend sein werden", sagte Selenskij am Sonntag in Singapur in seiner Rede beim Sicherheitsforum an die Staaten in der Region gerichtet. Erneut warf er Russland Versuche vor, das Zustandekommen und den Erfolg des Gipfels zu stören. "Russland reist nun in viele Länder der Welt und droht mit der Blockade von Lebensmitteln, Agrarprodukten und chemischen Produkten, mit der Verteuerung von Energie oder übt einfach Druck aus, damit andere Länder der Welt nicht am Gipfel teilnehmen", sagte Selenskij.

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Es gebe auch Informationen, dass einige Länder bereits damit begonnen hätten, Russland bei den Störversuchen zu helfen. Der Druck auf Moskau müsse durch diplomatische Isolation Russlands und durch eine starke ukrainische Armee erhöht werden, um Kremlchef Wladimir Putin zu stoppen, so der ukrainische Präsident.

Bei einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin wies Selenskij darauf hin, dass Russlands Störversuche vereitelt werden könnten, indem von den Teilnehmerstaaten auch die jeweiligen Staatschefs kämen. Damit kritisierte der Ukrainer indirekt erneut, dass US-Präsident Joe Biden nicht in die Schweiz zum Gipfel reist. Zuvor hatte Selenskij beklagt, dass dies Putin in die Hände spiele.

Russland selbst ist bei der Konferenz nicht eingeladen, hat aber auch zu verstehen gegeben, selbst bei einer Einladung nicht zu kommen. Moskau setzt darauf, die Veranstaltung kleinzuhalten und wichtige Partner wie China von der Konferenz fernzuhalten. Österreich wird bei dem Gipfel im Luxushotel Bürgenstock bei Luzern durch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vertreten.

Russland meldet Einnahme des Dorfes Umanske

Russland hat nach eigenen Angaben ein weiteres Dorf im Osten der Ukraine eingenommen. Einheiten der russischen Armee sei es gelungen, in der Region Donezk das Dorf Umanske "zu befreien", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Zudem rückten die russischen Truppen auch weiter in Richtung der Stadt Pokrowsk vor.

Umanske, das vor Beginn der russischen Offensive in der Ukraine weniger als 180 Einwohner zählte, liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich von Donezk. Bereits am Freitag hatte der neue russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow die Fortschritte seiner Armee in der Ukraine gelobt. Seinen Angaben zufolge wurden seit Beginn des Jahres Geländegewinne von 880 Quadratkilometern erzielt.

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Ukraine seit Monaten in der Defensive

Die Ukraine befindet sich aufgrund eines Mangels von Munition und Personal seit Monaten in der Defensive. Dazu kommt die von Russland Anfang Mai gestartete Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw. Mithilfe westlicher Waffenlieferungen hofft Kiew, an der Front wieder die Oberhand zu gewinnen.

Bei ukrainischen Angriffen auf die russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk wurden unterdessen nach Angaben der lokalen Behörden neun Menschen verletzt. "Sechs Zivilisten wurden durch die Bombardierung der Stadt Schebekino verletzt", teilte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf Telegramm mit. Sie seien von Granatsplittern getroffen und in ein Krankenhaus gebracht worden.

In der Region Kursk wurden unterdessen bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein Auto drei Menschen verletzt, wie der lokale Gouverneur Alexej Smirnow mitteilte. Die Ukraine nimmt regelmäßig die Region Belgorod unter Beschuss, die an die ukrainische Region Charkiw grenzt.