Ausschreitungen nach Lockdown in den Niederlanden
Wasserwerfer gegen Feuerwerkskörper, Polizeihundeeinsatz, eingeschlagene Fensterscheiben - noch während der niederländische Premier Mark Rutte den neuen Teil-Lockdown in den Niederlande ankündigte, eskalierte in Den Haag die Situation. Hunderte Menschen verliehen ihrem Unmut über die neuen Einschränkungen Ausdruck, randalierten auf den Straßen. Nach zwei Stunden zerstreute sich die Menge, es gab 13 Festnahmen.
Steigende Patienten- und Infektionszahlen führten zu dem neuen Lockdown. Die verschärften Maßnahmen sollten zunächst für drei Wochen gelten, kündigte Ministerpräsident Mark Rutte an. "Diese Eingriffe sind einschneidend und werden alle treffen", sagte er. Geschäfte und Gaststätten schließen bereits früh am Abend, Bürger sollen zu Hause arbeiten und höchstens vier Besucher empfangen dürfen.
Konkret müssen Gaststätten und Supermärkte ab Samstag um 20 Uhr schließen, andere Geschäfte bereits um 18 Uhr. Die 1,5 Meter-Abstandsregel wird wieder eingeführt. Sportwettkämpfe müssen ohne Publikum stattfinden, das gilt auch für Fußballspiele wie etwa das WM-Qualifikationsspiel der Niederlande gegen Norwegen am kommenden Dienstag in Rotterdam.
Mit dem begrenzten Paket sollen Kontakte verringert und so Neuinfektionen abgebremst werden, begründete Rutte die Maßnahmen. "Der Druck auf das Gesundheitssystem ist zur Zeit extrem hoch." Auch die Experten, die die Regierung in der Pandemie beraten, hätten dringend zu einem Lockdown geraten. "Das Virus ist überall, im ganzen Land, in allen Bereichen."
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen war am Donnerstag auf über 16.000 gestiegen und hat somit einen Höchstwert erreicht. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf mehr als 500 - deutlich weniger als in Österreich. Die Lage vor allem auf Intensivstationen ist so prekär, dass Krankenhäuser bereits vor dem Notzustand warnen. Bis zum Freitag in der Früh waren in 24 Stunden 259 neue Covid-Patienten registriert worden. Das ist die höchste Zahl seit dem 15. Mai. In den Krankenhäusern werden nun 1755 Menschen wegen Covid-19 behandelt.
Am Sonntag erwarten die Behörden eine Demonstration mit 25.000 Menschen.