Politik/Ausland

Assads verlässlichste Stütze zieht ab

"Die Vorbereitungen laufen", sagte der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patrutschow, am Mittwoch. Gemeint sind die Vorbereitungen zum Abzug der russischen Truppen aus Syrien, wo sich Russland als ernst zu nehmender Akteur der Weltpolitik profilieren konnte.

Der Syrien-Krieg, der seit 2011 tobt, wäre ohne Russlands Engagement anders ausgegangen – zwei Mal rettete der russische Präsident Wladimir Putin dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad den Kopf.

Auf diplomatischer Ebene gelang Putin am 9. September 2013 ein Husarenstück: Nach Giftgasangriffen auf Zivilisten machte die westliche Welt Assad dafür verantwortlich, der damalige US-Präsident Barack Obama sah eine "Rote Linie überschritten" und schien zum Militäreinsatz in Syrien auszuholen. Putin machte den Vorschlag, Assad möge doch die Giftgasvorräte des Landes vernichten – und nahm Obama damit den Grund für eine Intervention.

Trotzdem geriet Assad über die Jahre immer mehr in militärische Bedrängnis, die einzig verbliebene Verbindungsstraße zwischen Damaskus und Aleppo drohte, in die Hände der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu fallen.

Die Russen kommen

Bis am 30. September 2015 die Russen kamen. Durch massiven Einsatz von Kampfflugzeugen und Marschflugkörpern gelang es der russischen Armee, den Weg für Assads Truppen freizubomben. Als im Dezember 2016 Aleppo endgültig unter die Kontrolle der syrischen Regierung gebracht wurde, war der Wendepunkt im Konflikt bereits erreicht.

Putin war damit den Interessen der westlichen Länder zuvorgekommen. Diese hatten sich meist darauf beschränkt, Rebellen mit Waffen auszustatten.

Wie leicht das schiefgehen kann, zeigte sich bei einem Ausbildungsprogramm der USA: 5000 Rebellen wurden in der Türkei trainiert – im ersten Kampfeinsatz liefen etliche zum IS über oder schlossen sich anderen islamistischen Milizen an. Das Programm hatte umgerechnet 444 Millionen Euro gekostet, der zuständige General gab vor dem US-Senat an, dass "vier oder fünf" Mann in Syrien für US-Interessen kämpfen würden.

Einfluss vergrößert

Der russische Einsatz in Syrien geschah nicht aus Selbstlosigkeit – der Marinestützpunkt im syrischen Latakia ist Russlands einziger Hafen am Mittelmeer, außerdem würde ein Regimewechsel in Syrien den russischen Einfluss in der Region massiv schwächen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Iran und dem NATO-Mitglied Türkei konnte Putin seinen Stand im Mittleren Osten jedoch stärken – die Syrien-Konferenzen Russlands erwiesen sich als deutlich effektiver, als jene der UNO in Genf.

Selbst wenn die russischen Truppen mit Ende des Jahres abziehen sollten, wird in Syrien kein Frieden einkehren: Die Rebellen leisten noch erbitterten Widerstand, im Nordosten ist es wahrscheinlich, dass die Kurden mehr Autonomie bekommen möchten.

Dass Assad und vor allem die Türkei darauf nicht erfreut reagieren werden, ist abzusehen.