Politik/Ausland

Assads Armee startet Offensive in Aleppo

Im Norden Aleppos stehen Regierungstruppen, im Süden hat die Armee Panzer zusammengezogen, ebenso im Osten – und von dort kam am Mittwoch der erste schwere Vorstoß gegen die von 20.000 Soldaten eingekesselte Stadt. Panzer rollten aus dem Viertel Hamdaniya in den bisher schwer umkämpften Stadtteil Salaheddine, eine Hochburg der Rebellen. Am Abend meldete die syrische Armee die Einnahme des Viertels.

Journalisten vor Ort hatten von einem panikartigen Rückzug der Rebellen berichtet. Unklar war lange Zeit, ob es den Regierungstruppen tatsächlich gelungen ist, die Kontrolle über den ganzen Stadtteil zu erlangen. Die Freie Syrische Armee (FSA) dementierte das. Angehörige der FSA sagten, die Truppen kontrollierten lediglich Teile des Viertels, die die FSA selbst aus strategischen Gründen aufgegeben hätte. zudem hätte die FSA mehrere Straßenzüge zurückerobert. Die lange erwartete Entscheidungsschlacht um Aleppo hat jedenfalls begonnen.

Schon in der Nacht vor dem Angriff waren mehrere Stadtteile Aleppos unter schweren Artilleriebeschuss genommen worden. Den UN-Beobachtern wurde die Lage zu gefährlich – sie wurden nach Damaskus abgezogen.

Noch am Dienstag hatten die Rebellen Erfolge gemeldet: Ihr Angriff auf ein Kraftwerk nahe der Stadt scheiterte zwar, jedoch gelang es den Aufständischen angeblich, nach zehnstündigen Gefechten einen strategisch wichtigen Checkpoint der Armee einzunehmen. Dadurch seien die von der FSA gehaltenen Gebiete im Zentrum Aleppos mit den von ihr kontrollierten Regionen im Norden Syriens verbunden worden – und damit kam dringend benötigter Nachschub in die Stadt. Zuvor hatte es bereits geheißen, den Aufständischen in Aleppo gehe die Munition aus.

So bedrängt das Regime von Präsident Bashar al-Assad auch ist, so unerbittlich sind die diplomatischen Fronten in dem Konflikt festgefahren. Der Iran beteuert weiterhin lauthals seine unumstößliche Unterstützung für die syrische Führung. Syrien sei eine "unentbehrliche Säule" des Widerstandes gegen die USA und Israel, so der iranische Gesandte Saeed Jalili bei einem Besuch in Damaskus. Teheran werde "niemals zulassen, dass die Achse des Widerstandes zerschlagen wird".

Pilgernde Revolutionsgarden

Und Teheran gab nun erstmals zu, dass es sich bei den 48 in Syrien entführten Iranern zumindest teilweise um pensionierte Mitglieder von Armee und Revolutionsgarden handeln würde. Zugleich blieb man aber dabei: Sie seien auf einer Pilgerfahrt gewesen.

Die Al-Baraa-Brigade, die die Iraner festhält, nennt die "Pilger" dagegen "feindliche Agenten". Drei der Iraner sind bereits tot. Laut Angaben der FSA starben sie beim Granatbeschuss der Armee in Aleppo. Man werde "alle Mittel ausschöpfen", um die "Pilger" zu befreien, sagte Jalili.

Derweil reklamiert die FSA einen weiteren schweren Schlag gegen das Regime für sich. Das "Falken-Bataillon für Sondereinsätze" meldete, einen russischen General getötet zu haben, der für das syrische Verteidigungsministerium gearbeitet hätte. Moskau dementiert. Russland, das einen Marinestützpunkt in Syrien unterhält, ist mit mehreren Hundert Militärs in Syrien präsent.

Die Folgen des Bürgerkrieges

Der Krieg in Syrien zieht nicht nur d­iplomatisch weite Kreise. Zehntausende Menschen sind vor den Kämpfen in die Türkei, den Irak, nach Jordanien und in den Libanon geflohen. Alleine in der Türkei sind es knapp 50.000. Nach Jordanien sind 40.000 Syrer geflohen. Und in den Libanon 35.000. Wie viele Menschen innerhalb Syriens auf der Flucht sind, kann nur vage geschätzt werden.

Hinzu kommen mittlerweile auch fatale Mängel an Nahrung und medizinischem Gerät in Syrien. Eine Situation, die Hilfsorganisationen vor eine gewaltige Herausforderung stellt. Das Österreichische Rote Kreuz evaluiert derzeit gerade Ausrichtung und Umfang eines Hilfseinsatzes im Libanon in Abstimmung mit örtlichen Organisationen.

Spenden: PSK: 2345000;

BLZ: 60.000; Kennwort Syrien

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