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Albanien: Diesen Winter hätte Rudina nicht überlebt

Diesen Winter hätten Rudina und ihre zwei Kinder nicht überlebt. Dabei ist die 27-jährige, schmale Albanerin an die Härten des Lebens gewöhnt. Nie genug zu essen, ständige Eiseskälte in ihrer zugigen Holzhütte, die Schläge des Ehemanns, wenn er wieder einmal getrunken hat. Doch wo kann man hin, als junge Mutter einer vierjährigen Tochter und eines zweijährigen Sohnes, irgendwo da oben in den unzugänglichen Bergen Nordalbaniens? Dort, wo Frauen sich nach alter Tradition zu fügen haben, egal, wie gewalttätig der Vater der Familie ist.

Und auch als Rudinas Mann schon im Gefängnis saß, weil er versucht hatte, seine Frau mit einem Gürtel zu erdrosseln, da wagte sich die völlig Verschüchterte nicht mehr weg aus ihrem Holzverhau. Eine Plastikplane auf dem nackten Erdboden, keine Möbel, nur ein Bett für alle.

Zwei Meter Schnee

Örtliche Caritas-Mitarbeiter holten Rudina und ihre Kinder schließlich aus ihrem Verschlag und retteten ihnen so das Leben. Den härtesten Winter seit vielen Jahren, das hätte die kleine Familie nicht überlebt. Auf bis zu Minus 20 Grad fielen die Temperaturen, der Schnee liegt noch immer bis zu zwei Meter hoch. Jetzt lebt die junge Frau, deren größter Traum es ist, Arbeit zu finden, in einer kleinen Mietwohnung im nahen Dorf Puka. Die 100 Euro Monatsmiete werden von Spendengeldern der Caritas beglichen.

Und zum ersten Mal seit vielen Jahren gehören Rudina und die zwei Kleinen wieder dazu. Im örtlichen, von der Caritas geführten Gemeindezentrum wird ihnen geholfen. Es wird gespielt und gelernt, beraten, gekocht, geredet und Rechtshilfe erteilt. Dabei wird die örtliche Caritas von der Caritas Österreich unterstützt.

Vom albanischen Staat ist keine Hilfe zu erwarten. Wen die Familie nicht stützt, der kann nur wegziehen. Doch auch die Familien leben in großer Not, hier in einer der ärmsten Regionen Europas. Arbeit gibt es so gut wie keine, der landwirtschaftliche Ertrag wirft zu wenig ab, um zu überleben. In den Kinderzentren der Caritas in Albanien finden die Kleinen, was es zu Hause meist nicht gibt: Geheizte Räume, Unterrichtshilfe, eine warme Mahlzeit.

Als Rudina vergangene Woche Caritaspräsident Michel Landau zu ihrer alten Hütte führte, zeigte er sich erschüttert: "Puka liegt mitten in Europa. All das geschieht quasi vor unserer Haustür. Und die Not von Rudina, Ibrahim und Vanessa geht uns auch etwas an. " Aber das Beispiel der jungen Frau und ihrer zwei Kinder beweise: "Wir haben die Möglichkeiten, diese Not zu besiegen.

Spenden erbeten an: Caritas, Kennwort "Kinder in Not", Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 01234560, www.caritas.at/kinderkampagne