AfD: Petry verzichtet auf Spitzenkandidatur
Von Evelyn Peternel
So richtig damit gerechnet hat dann doch niemand: AfD-Chefin Frauke Petry hat am Dienstag kurzerhand angekündigt, nicht als Spitzenkandidatin ihrer Partei in die Bundestagswahl zu ziehen. In einer Videobotschaft erklärte sie, dass sie „weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam zur Verfügung" stehe.
Schon vor einigen Wochen hatte die AfD-Frontfrau öffentlich mit Rückzugsgedanken gespielt - Grund dafür war, dass ihre Partei in den vergangenen Monaten immer weiter auseinander gedriftet war. Petry, einst selbst moderate Rechtsauslegerin der AfD, stand dabei für einen mittig-konservativen Flügel; Björn Höcke, der wohl extremste Rechtsausleger der Partei, für einen national-völkischen Kurs. Dass der thüringische Landeschef, der schon öfter für medialen Wirbel gesorgt hatte, mehr und mehr Zulauf erhielt und so ihre Position infrage stellen konnte, war der Parteichefin ein Dorn im Auge. Das Fass zum Überlaufen brachte dann im Jänner dessen Rede in Dresden - dabei nannte er das Holocaust-Mahnmal in Berlin als "Schande" für Deutschland.
Keine Schmach auf offener Bühne
Ein Antrag auf Parteiausschluss folgte. Dass sie ihren Konkurrenten derart brachial aus dem Rennen nehmen wollte, dürfte nun auch der Anlass für ihren Rückzug sein: Seitdem formierte sich zunehmend Widerstand gegen ihre Person - die Ränkespiele in der Partei gipfelten zuletzt in der Drohung aus dem Höcke-Lager, beim bevorstehenden Bundesparteitag am kommenden Wochenende doch gleich den Parteivorstand neu wählen zu lassen. Eine klare Kampfansage gegen Petry.
Dieser Schmach auf offener Bühne ist Petry nun zuvorgekommen, indem sie ihren Rückzug selbst eingeleitet hat; wohlweislich allerdings nicht als Parteichefin, sondern nur als Spitzenkandidatin - sie behält somit vorerst die Zügel in der Hand.
Als potenzielle Nachfolgerin für die Wahl ist nun laut Tagesspiegel die westdeutsche Ökonomin Alice Weidel im Gespräch - sie gilt als Vertraute Petrys, kann aber auch mit dem rechten Flügel, wäre also die ideale Konsenskandidatin.
Märtyrer-Effekt
Petry selbst hat indes allerdings angekündigt, ihren Kurs gegen das Höcke-Lager weiterverfolgen zu wollen - auch beim Bundesparteitag, wo sie einen Antrag dazu einbringen will, eine generelle Anti-Höcke-Ausrichtung der Partei festzulegen. "Ich bin davon überzeugt, dass ohne Klärung die Partei sich nicht zweistellig durchsetzen wird können", sagte sie in der Videobotschaft.
Wie leicht ihr das fallen wird, muss sich aber erst weisen. Ob sie mit dem Rückzug auf einen Märtyrer-Effekt hoffen kann, der ihre Position bei dem Treffen in Köln stärkt, ist durchaus fraglich.