Politik/Ausland

70. Geburtstag: Hillary Clinton feiert, ihre Partei ist in Agonie

Es ist kein Geschenk. Aber die Wahrheit. Hillary Clinton wurde am 26. Oktober 70 Jahre alt. Und die Demokraten in Amerika sehen verdammt alt aus.

Dabei ist die Ausgangsposition oberflächlich betrachtet günstig. US-Präsident Donald Trump hat sich in nur neun Monaten eine historisch hohe Unbeliebtheit in den Umfragen herbeiregiert.

Die ideologisch zerstrittenen Republikaner, obwohl bis in die Gouverneurs-Riege der 50 Bundesstaaten mit satten Mehrheiten ausgestattet, bekommen von der Gesundheits- bis zur Einwanderungsreform gesetzlich bisher so gut wie nichts geräuschlos hin.

Eine Opposition müsste daraus ein Jahr vor den Zwischenwahlen im Kongress Kapital schlagen. Sprich: Bereits heute mental jene 24 Sitze im Repräsentantenhaus zurückerobern, die es braucht, um wieder Mehrheitsfraktion zu werden. Was die Voraussetzung dafür ist, das von manchen ersehnte Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten zu können.

Keine Führungsfigur

Aber von Gestaltungsmacht links der Mitte kann keine Rede sein. Die Wunden, die Clintons Niederlage gegen den Milliardär den Demokraten geschlagen hat, sind nicht einmal ansatzweise verheilt.

Die Partei hat kein Machtzentrum, um das man sich versammeln könnte. Über die Flügel hinweg akzeptierte Führungsfiguren, die als Trump-Widersacher auftreten, gibt es nicht. Stattdessen von Chuck Schumer bis Nancy Pelosi, den Leitfiguren im Kongress, viele Männer und Frauen im fortgeschrittenen Rentenalter, die wie einst bei der Muppet Show aus der Loge über die Regierung meckern, ohne Alternativen anzubieten.

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Als stärkste Stimme wird immer noch Bernie Sanders wahrgenommen. Der linke, offiziell parteilose Senator aus Vermont hat trotz der internen Niederlage gegen Clinton mit dem Wahlkampf nie wirklich aufgehört.

Er zieht unverdrossen durchs Land, prangert die soziale Ungleichheit an, beißt in Trumps Waden und liebäugelt mit einer erneuten Kandidatur 2020. Der Hoffnungsträger wäre dann 79 Jahre alt.

Ergebnis: Die Marke "Demokraten" ist gerade in ländlichen und arbeiterreichen Wahlbezirken, die Trump 2016 gegen viele Vorhersagen gewonnen hat, noch immer toxisch.

Bestes Indiz: Bei vier Nachwahlen in den Bundesstaaten Kansas, Montana, Georgia und South Carolina, die nötig wurden, weil Trump republikanische Abgeordnete in die Regierung geholt hatte, gingen die demokratischen Kandidaten leer aus.

Richtungsstreit

Den Demokraten nahestehende Analysten erklären den Schwebezustand mit einer "Schockstarre", die eine überfällige Strategiedebatte über den künftigen Kurs der Partei verhindere.

Während Sanders und die ihn ideell stützende Senatorin Elizabeth Warren die Partei stärker nach links rücken wollen, suchen konservative Vertreter wie Joe Manchin, Senator im armen Kohle-Bundesstaat West Virginia, ihr Heil in der Rechtsverschiebung der Mitte.

Die einen setzen dabei auf den demografischen Wandel, der Amerika in den Ballungszentren jünger und ethnisch bunter machen wird. Die anderen wollen sich weißen, älteren, nicht akademisch gebildeten Schichten widmen, die sich vernachlässigt fühlen von einer Partei, die vorgibt, für die kleinen Leute zu sprechen.