Annan soll in Syrien-Krise vermitteln
Von Irene Thierjung
Mehr als 7600 Menschen sind seit Beginn des syrischen Aufstands vor einem Jahr ums Leben gekommen, rund 110 davon allein seit Donnerstag. Den Vereinten Nationen zufolge hat das Töten System: Wie ein neuer UN-Bericht enthüllt, setzt die Führung unter Präsident Assad gezielt Scharfschützen gegen Kinder, Frauen und unbewaffnete Zivilisten ein, um die Bevölkerung zu terrorisieren. Auch Splitterbomben würden eingesetzt.
Die UNO, die sich auf „übereinstimmende Zeugenaussagen“ beruft, wirft dem Regime zudem vor, Verletzte in Spitälern zu verhaften und zu foltern. Sie hat eine Liste mit hochrangigen Syrern erstellt, gegen die im Fall einer Untersuchung durch einen internationalen Gerichtshof ermittelt werden soll, darunter Assad.
"Friedliche Lösung"
Vorerst muss die UNO dem Töten aber tatenlos zusehen, China und Russland verhindern eine Verurteilung Syriens durch den Sicherheitsrat. Die UNO gibt aber nicht auf: Sie ernannte mit der Arabischen Liga einen Sondergesandten für Syrien. Ex-UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan will mit allen Beteiligten „ein Ende der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen herbeiführen und eine friedliche Lösung der Krise erreichen“.
Der 73-jährige Annan, der von 1997 bis 2006 UN-Chef war, hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Vermittler in Konflikten gemacht, etwa nach den blutigen Unruhen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Kenia 2007/2008.
In der seit Monaten eingekesselten Widerstandshochburg Homs wird die Lage indes immer dramatischer. Täglich ist die Stadt unter Beschuss, gestern starben wieder mindestens fünf Erwachsene und ein Kind. „Wasser, Nahrung und medizinische Güter werden knapp“, warnte ein Oppositionsaktivist. "Menschen werden bald aus Hunger und Schlafmangel kollabieren."
Video-Appelle Hilferufe kamen auch von zwei Journalisten, die bei dem Angriff auf ein Pressezentrum am Mittwoch schwer verletzt wurden. In Videos flehten die Französin und der Brite das Regime an, ihre Evakuierung zu ermöglichen. Frankreichs Botschafter Chevallier, der Syrien erst vor Kurzem verlassen hatte, verhandelt seit gestern in Damaskus über die Bergung der Reporterin und den Abtransport ihrer zwei getöteten Kollegen.
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