Strache: "Nepp hat immer mehr getrunken als ich"
Seine Marke ist beschädigt – bei der Wien-Wahl will der frühere FPÖ-Chef mit seinem neu gegründeten Team HC Strache dennoch den Einzug in den Gemeinderat schaffen.
KURIER: Ibiza, Spesenaffäre, Wohnsitz-Debatte – es lief zuletzt nicht gut. Gab es einen Zeitpunkt, an dem Freunde oder Ihre Mutter gesagt haben: „Lass es gut sein, tu dir das noch noch einmal an“? Heinz-Christian Strache: Ich bin fast schon belustigt, welche Verleumdungen gegen mich jetzt vor dem 11. Oktober zum Besten gegeben werden. Meine ehemalige Partei hat sich bei der Wohnsitzdebatte bei den Links-Linken eingehängt und wollte mir mein demokratisches Grundrecht absprechen.
Der Bruch mit Ihren ehemaligen Weggefährten ist sehr groß. Da sind ja sicher nicht nur die anderen schuld.
Wenn ich erlebe, dass mir jetzt Lokalrunden vorgeworfen werden, bei denen Dominik Nepp, Johann Gudenus und Maximilian Krauss dabei waren, kann ich mich nur wundern. Ich habe mich mit den Bürgern unterhalten – diese Herren haben immer mehr getrunken als ich.
Der Schaden, der aus Ihren Spesen entstanden ist, soll über eine halbe Million Euro hoch sein. Das waren ja nicht nur ein paar Lokalrunden.
Das ist nachweisbarer Unsinn. In diese Summe wurden Sicherheitskosten aus 15 Jahren, Wahlkampftouren und Übernachtungskosten hineingerechnet. Das ist unredlich.
Wie viel glauben Sie, haben Sie zu Unrecht bezogen?
Überhaupt nichts. Ich habe keinen Schaden angerichtet. Der Schaden ist mir gegenüber angerichtet worden, indem mit Lügen gegen mich operiert wird, auch bei Ibiza. Dahinter steckt ein großes Komplott.
Es heißt: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieser Zeitpunkt ist bei Ihnen längst vorbei. Sie haben einst eine 30-Prozent-Partei geführt, jetzt liegen Sie bei vier oder fünf Prozent.
Umfragen sehen mich bei sechs Prozent. Sie können davon ausgehen, dass viele Menschen, die mir ihr Vertrauen schenken, das nicht unbedingt in einer Umfrage zugeben werden. Angesichts der rot-grünen Allmacht braucht es aber eine starke Opposition, die auf die Fehlentwicklungen in der Integration und auf den Coronawahnsinn hinweist.
Wer für eine Begrenzung der Migration ist, kann ÖVP wählen. Wer gegen die Corona-Politik der Regierung ist, der kann FPÖ wählen. Beide werden nach der Wahl deutlich stärker sein als Sie. Wer sagt das? Und es ehrt mich ja, dass die anderen begonnen haben, mich zu kopieren. Aber die Menschen wissen, wer das Original ist.
Was sind Ihre konkreten Pläne beim Thema Integration?
Die Defizite beginnen in den Kindergärten. Man hat in der Stadt nicht dafür gesorgt, dass ausreichend Pädagogen da sind. Kinder lernen nicht rechtzeitig Deutsch, man führt sie nicht an unsere Werte heran. Die Defizite ziehen sich in die Schulen hinein. Man braucht sich nicht wundern, wenn am Ende mit 14, 15 Jahren Menschen mit Migrationshintergrund dann eine Radikalisierung erleben. Da muss man gegensteuern.
Gehört Migration zu unserer Gesellschaft?
Das habe ich immer anerkannt. Ich bin einer, der es mit Viktor Frankl hält: Es gibt nur zwei Rassen. Anständige und Unanständige.
Sind 100 Kinder aus dem Flüchtlingslager in Moria Anständige, die man nach Wien holen könnte?
Kindern hat man immer zu helfen. Es ist gut, dass man die Hilfestellung vor Ort intensiviert. Der falsche Weg ist jener der Deutschen. Die Menschen in den Lagern fackeln diese ab, rufen „Allahu Akbar“ und hindern dann die Feuerwehrleute daran, das Feuer zu löschen. Und Angela Merkel nimmt diese Menschen auf.
Ist das jetzt ein Ja oder Nein zur Aufnahme der Kinder?
Ein Nein.
Die Regierung hat strengere Corona-Maßnahmen verkündet. Unnötig?
Sie sind überbordend. Ich möchte erleben, dass nicht jeden Tag der Herr Kurz oder der Herr Anschober eine Medienshow machen. Sondern, dass man Experten referieren lässt. Aktuell sorgt die Regierung für Panikmache. Und das angesichts von 0,64 Prozent positiv getesteter Menschen in Wien – von denen nur fünf Prozent Symptome haben. Das Ampelchaos erweckt den Eindruck, dass die Bundesregierung nicht das Land durch die Krise führt, sondern die Krise durch das Land. Und dann wundert man sich, wenn Menschen zu Recht empört sind. Bisher hat die Regierung nicht evidenzbasiert erklärt, was eine Positiv-Testung bedeutet. Wenn Menschen positiv getestet sind, heißt das nicht, dass sie infiziert oder krank sind.
Dass es einen Zusammenhang zwischen einem positiven Test und einer Infektion gibt, werden wir hier nicht wegdiskutieren können.
Experten streiten darüber.
FPÖ-Chef Dominik Nepp ist Ihr politischer Ziehsohn. Ist er ein politisches Talent?
Es gibt viele Talente. Ob er ein Talent ist, mag ich nicht zu beurteilen. Es ehrt mich, wenn er meine Inhalte kopiert.
Wäre eine Fusion mit der FPÖ für Sie vorstellbar?
In der freiheitlichen Familie gibt es viele, die traurig sind, wie man mit mir und meiner Frau umgegangen ist.
Warum stehen diese Menschen nicht zu Ihnen?
Viele tun das. Andere werden bedroht, wenn sie das tun. Einen Fehler habe ich gemacht: Ich hätte als Parteichef nicht zurücktreten dürfen.
Wären Sie nicht zurückgetreten: Glauben Sie, Sie wären heute noch Parteichef?
Ja, mit Sicherheit.