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„Jugendliche müssen ihre Komfortzone verlassen“

KURIER: Was ist das Projekt „ KernJahr“?

Monika Wohlmuth: Eine achtmonatige Orientierungszeit für Jugendliche, in der sie zu sich finden und in Kontakt mit verschiedenen Berufen kommen. Jugendliche sollen sich Zeit nehmen dürfen, zu überlegen, was sie wirklich in ihrem Leben machen wollen. Solche strukturierten Pausen im Leben würde ich auch vielen Erwachsenen wünschen.

Was passiert genau in diesem KernJahr?

Es ist unterteilt in drei Phasen: In der ersten Phase geht es um das Entdecken der eigenen Person. Die zweite nennen wir das Abenteuer – da geht es um die eigene Komfortzone und wie ich sie verlassen kann. Dabei gehen die Teilnehmer unterschiedliche Wege, die einen gehen ins Ausland, die anderen machen Praktika. Die dritte Phase ist die des Entscheidens, also der erste Schritt in die neue Berufsrichtung.

Wodurch kommt die Erkenntnis?

Entscheidend ist, dass Jugendliche ins Erleben gebracht werden. Wir gehen mit ihnen etwa in die Natur, sie arbeiten mit Künstlern oder kochen. Wichtig ist ein gegenseitiger Austausch und die Reflexion danach. Gleichzeitig machen wir potenzialsteigernde Workshops und Seminare, um ihnen ihre Stärken und Interessen näher zu bringen.

Tauchen bei manchen Jugendlichen wirklich völlig neue Interessen auf?

Eine Teilnehmerin hatte das Sportgymnasium gemacht und war sportlich sehr erfolgreich. Für sie war die Richtung „Sport“ immer klar. In den acht Monaten entdeckte sie aber eine unglaubliche Begabung für die grafische Umsetzung von Gedanken. Sie macht jetzt eine Ausbildung im grafischen Bereich – also ein riesiger Sprung.

Wie viel kostet das KernJahr, und kann jeder daran teilnehmen?

Das Mindestalter ist 17 Jahre, schulische Voraussetzung gibt es nicht, nur eine gewisse Neugierde ist wichtig. Die Hälfte der Kosten tragen die Teilnehmer: 800 Euro Anmeldegebühr und monatlich weitere 380 Euro, wobei Bedingung ist, dass die Jugendlichen diesen monatlichen Beitrag selber verdienen. Das Projekt geht von Montag bis Mittwoch, die restliche Woche haben die Teilnehmer frei, um Geld zu verdienen. Bei den anderen 50 Prozent der Kosten sind wir auf die Unterstützung durch Privatpersonen, Firmen und Stiftungen angewiesen. pia lenz