Vergessene Studien: VW Microbus (2001)
Name: VW Microbus
Premiere: North American International Auto Show in Detroit, Januar 2001
Daten: Länge: 4,72 Meter, Breite: 1,91 Meter, Höhe: 1,90 Meter, Radstand: 3,00 Meter, VR-Sechszylinder mit 3,2 Liter Hubraum und 231 PS Leistung
Hintergrund:
Seit inzwischen 13 Jahren wird am Großflughafen Berlin-Brandenburg, landläufig besser bekannt als BER, gebaut. Noch länger dauert es bei VW mit der Verwirklichung einer automobilen Idee, die ihren Ursprung im Jahr 2001 hat. Damals zeigte man unter viel Beifall den VW Microbus. Jene Studie setzte auf Nutzfahrzeug-Ebene das fort, was mit dem New Beetle 1998 seinen Anfang: den Ritt auf der Retro-Welle.
Der VW Microbus sollte wie der New Beetle gewöhnliche Technik mit einem emotionalen Design verbinden, das an frühere Tage erinnern sollte. Im konkreten Fall diente der in den USA beliebte T1 (gebaut von 1949 bis 1967) als optisches Vorbild. Hierzulande als "Bulli" bekannt, transportierte der erste VW Bus häufig Surfer an der US-Westküste von Strand zu Strand. Angeblich war der Microbus von 2001 schon weit entwickelt, dafür spricht auch der VR6-Motor mit 231 PS. Das Serienmodell wollte VW zwischen Sharan und dem T5 einsortieren. Letzterer kam tatsächlich im Jahr 2003 mit dem exakten Radstand des Microbus auf den Markt.
Warum musste der Microbus also sterben? Man kann nur spekulieren: Vielleicht sah man, dass sich der New Beetle nicht so gut verkaufte wie erwartet und wollte kein zusätzliches Risiko eingehen. Denkbar ist auch, dass die Fertigung zu teuer gekommen wäre. Am wahrscheinlichsten sind zwei Faktoren hinsichtlich des Volkswagen-Konzerns: Bernd Pischetsrieder übernahm 2002 von Ferdinand Piëch den Posten des Vorstandsvorsitzenden, 2004 geriet Volkswagen in eine wirtschaftliche Krise. Damit war in Sachen Microbus für lange Zeit der Drops gelutscht.
Erst im Jahr 2011 griff eine Studie namens Bulli Concept auf dem Genfer Autosalon das Thema wieder auf. Sie war jedoch mit vier Meter Länge deutlich kürzer und hatte einen Elektroantrieb. Angeblich war eine Serienfertigung mit Verbrennungsmotoren ab 2015 geplant, doch daraus wurde nichts. Erst der VW-Abgasskandal holte den Neo-Bulli aus der Versenkung. Auf der CES 2016 in Las Vegas zeigte man mit dem Budd-E eine Weiterentwicklung der Elektro-Studie von 2011.
2017 folgte schließlich der I.D. Buzz auf Basis der MEB-Plattform, die künftig in allen Elektroautos des Konzerns steckt. Mit 4,94 Meter ist der I.D. Buzz zwar länger als der einstige Microbus, sieht ihm aber erstaunlich ähnlich. Im August 2017 bestätigte der damalige VW-Markenchef Herbert Diess, dass der I.D. Buzz ab 2022 in Serie geht. 21 Jahre hat es also gedauert. Mal sehen, ob das der BER noch toppen kann.