Mercedes: C-Klasse mit Gewöhnungseffekt
Von Andrea Hlinka
Es ist ein feierliches Gefühl in die C-Klasse einzusteigen, wenn man die meiste Zeit in einer Familienkutsche umherkurvt. Es scheint, dass beim Einsteigen immer jemand interessiert zusieht. Mag sein, das ist Trugschluss und es sind nicht mehr oder weniger Augenpaare auf einen gerichtet, als beim Einsteigen in einen Hochdachkombi. Sicher ist, ein Mercedes verleiht Status. Sobald man aufsperrt, zählt man – vorübergehend – zu jener Bevölkerungsgruppe, zu deren Habitus auch ein Luxus-Auto gehört. Dort sind gar nicht so wenige Menschen beheimatet, denn die C-Klasse ist eine der volumenstärksten Baureihen von Mercedes: Mehr als 10,5 Millionen Mal wurde der Baby-Benz, wie die kleine Limousine früher genannt wurde, gebaut, seit sie 1982 ihren ersten Auftritt hatte.
Heuer geht die Baureihe 206 des Heckantrieblers an den Start. Sie hat bereits jetzt große Bedeutung, obwohl sie noch nicht auf der Straße zu sehen ist. Es ist nämlich die erste klassische Baureihe, die durchgängig elektrifiziert ist. Entweder kommt die C-Klasse als Mildhybrid mit 48-Volt-Technik und Starter-Generator oder als Plug-in-Hybrid – dann soll sie 100 Kilometer rein elektrisch schaffen. Ein sinnvolles Vorgehen, wenn man bedenkt, wie stark Mercedes den -Fußabdruck der Flotte minimieren muss.
Sechs Sekunden Glück
Wir haben den C300 getestet, einen Vierzylinder-Benziner mit Mild-Hybrid-Technik. Was auffällt: Es sitzt sich tief und fährt sich sportlich und dennoch startet die Limo lautlos und segelt ganz ruhig dahin. Der Grund für diese Ruhe ist der integrierte Starter-Generator (ISG) der zweiten Generation, der bis zu 15 kW zusätzliche Leistung und 200 Nm mehr Drehmoment verspricht. Tritt man das Gaspedal etwas fester, fährt die Kraft ein, so flugs, dass eine starke Nackenmuskulatur von Vorteil ist. Das Dilemma des Mercedes C 300, der mit 190 kW (258 PS) aufwartet: Man möchte so gerne und kann ihn in Österreich kaum ausfahren. Was man jedenfalls bekommt, sind sechs Sekunden Endorphinausstoß, denn so kurz dauert der Sprint von 0 auf 100.
Der Innenraum ist stark an der S-Klasse orientiert. Auch hier wird dieser vom Zentraldisplay (9,5 Zoll oder optional 11,9 Zoll) dominiert, das gestochen scharfe Bilder zeichnet. Nützt man das Navi, wird hier auf der Karte mittels Augmented Reality der Weg eingefordert. Je näher man an eine Kreuzung kommt, an der man abbiegen soll, desto größer werden die Pfeile, die in diese Richtung zeigen und so weiter. Das ist wunderbar zur Orientierung – obwohl der Blick dadurch oftmals zu lange von der Straße weg ist. Klassische Knöpfe sind in der C-Klasse nicht mehr zu finden. Slide-Touch-Flächen genügen, um das High-Tech-Fahrzeug einzustellen.
Einzigartig ist die Lichtsignatur: Digital Light (optional) heißt das bei Mercedes, ein System, das aus der S-Klasse bekannt ist. Hier sitzt in jedem Scheinwerfer ein Lichtmodul mit drei extrem lichtstarken LED, deren Licht durch 1,3 Millionen Mikrospiegeln gebrochen und gerichtet wird. Das ermöglicht extrem präzises Licht. Beim Starten gibt es eine Vorschau, was es kann: An der Wand gegenüber zeigt sich ein Lichterregen.
Die große Kunst ist: An einen Mercedes gewöhnt man sich im Nu, das feierliche Gefühl weicht der Selbstverständlichkeit. Man möchte nicht mehr umsteigen.
Antrieb
Alle Motoren sind mit einem 48-Volt-Startergenerator ausgestattet. Die Bandbreite reicht vom C 180 mit 170 PS über einen C 200 (204 PS) bis zum C 300 (258 PS) bei den Benzinern. Dieselmotoren: C 220d (200 PS) sowie der 300d (265 PS). Die stärkeren Modelle sind als Allradversion 4Matic bestellbar
Preis
Limousine und T-Modell können ab 48.410 bzw. 64.600 Euro bestellt werden und kommen im Sommer 2021 zu den Vertriebspartnern. Bald nach dem Start sollen auch die Plug-in-Hybride folgen