Honda Civic Type R im KURIER-Test
Von Christian Vavra
Viele, erstaunlich viele Menschen in Wien und Umgebung wussten, der neuesten Civic-R-Version ansichtig, sofort, was das ist.
Kurze Diskussionen durch geöffnete Seitenscheiben an diversen Ampeln waren an der Tagesordnung, anerkennend gereckte Daumen detto. Der Civic R kennt keine Mittelwege, es gibt nur kalt oder heiß.
Optisch sowieso. Das freilich relativiert sich, wenn die unbedingte und kompromisslose Auslegung des Wagens auf das Maximum an Leistungsfähigkeit auf der Rennstrecke in Rechnung gestellt wird. Folgerichtig erzeugt der monströse Heckflügel echten (und nicht zu wenig) Abtrieb, sorgen diverse Details an der Karosserie da und dort für zusätzliche gezielte Luftum- oder -durchströmung – und selbst die kleinen Hügelchen auf der Dachhinterkante („Turbulatoren“) haben noch einen aerodynamischen Effekt (Verzögerung des Strömungsabrisses).
Und das kleine mittlere der drei Auspuffrohre sorgt nicht nur für erträglichen Klang bei unteren Drehzahlen, sondern weiter oben auch für zusätzliche Luftansaugung (was ebenfalls dem Klang zugutekommt).
Nordschleife
7:43,8 auf der berühmten Nordschleife waren das Rekordergebnis für die Tüfteleien an dem Fronttriebler. Aufwendigste Achskonstruktionen und Radaufhängungen, eine unglaublich direkte Lenkung, sagenhafter Anpressdruck und entsprechende Fahrleistungen in Kurven sowie eine extrem knackige Schaltung, die sich praktisch aus dem Handgelenk bedienen lässt, ergeben indes auch auf der Straße ein mehr als stimmiges Paket – falls jeder Kanaldeckel großräumig umfahren werden kann.
Der Civic wirkt ex trem zugespitzt und pickt auf der Straße, solange sie eben ist. Dass die Vorgänger mitunter sogar den wildesten Piloten zu hart waren, bezeugt der neu eingeführte dritte Fahrmodus „Comfort“.
Weitere Zutaten: 320 PS und 400 Nm, 20-Zoll-Räder, klammernde Schalensitze, Cockpit Rot, wohin das Auge auch schaut, und eine mechanische Differenzialsperre. Zusätzlich verstärken die Japaner dessen erwünschte Wirkung fallweise elektronisch, über die Stabilitätskontrolle und Bremseingriffe am kurveninneren Rad. So wie viele andere Funktionen ist dies natürlich variabel, je nach Fahrmodus. Verbrauch gibt es auch, er kann bei rund 9 l/100 km liegen oder auch deutlich zweistellig werden.
In Summe ist der Honda jedenfalls eine Fahrmaschine reinsten Wassers, deren technische Lösungen im Detail sehr faszinieren können.
Video: Honda Civic Type R auf der Nürburgring-Nordschleife
Technische Daten
Antrieb: Vierzylinder-Benziner mit Abgasturbolader, Ladeluftkühlung
Hubraum: 1996 cm³
PS/kW: 320/ 235 maximales Drehmoment:400 Nm bei 2500 – 4500 / min
Frontantrieb, 6-Gang-Handschaltgetriebe
Fahrleistungen: Beschleunigung von 0–100 km/h in 5,7 Sekunden, Spitze 272 km/h, Abgasklasse Euro 6.
Fahrwerk: Vorn McPherson-Federbein mit Dual-Axis-Strut-Radaufhängung, hinten Mehrlenker-Aufhängung, mechanisches Sperrdifferenzial, vier Scheibenbremsen, elektronisches Antiblockiersystem ABS und Bremsassistent, elektronisches Stabilitätsprogramm VSA, adaptive elektrische Servolenkung; mechanisches Schaltgetriebe mit automatischer Drehzahlanpassung.
Maße (L x B x H):4557 x 1877 x 1434 mm
Wendekreis: 12,56 m
Radstand: 2699 mm
Kofferraum: 457 bis 823 l
Zuladung: 340 kg/Gesamtgewicht: 1760 kg
Tankinhalt: 46 l
Normverbrauch: 7,7 l/100km 457 bis 823 g/km CO² Testverbrauch: 9,8 l/100km
Preis:45.490 €/Preis Testwagen:45.490 €
Motorbezogene Versicherungssteuer:1774,44 €