Der neue Mini Countryman JCW - deutsch, souverän und preislich überraschend
Von Sandra Baierl
Als selbst ehemalige Minifahrerin wurde die Weiterentwicklung des Mini sehnlichst erwartet. Seit Mitte der Zehnerjahre hat sich bei Mini wenig bis gar nichts getan. Und jetzt: Relaunch mit allem drum und dran. Nächste Generation. Und wir können zum Glück sagen: Es war Liebe auf der ersten Ausfahrt.
Seit den 1990er-Jahren gehört Mini zu BMW. Und noch nie hat sich ein Mini so sehr nach BMW angefühlt, wie die neuen 2024er-Modellvarianten - im positivsten Sinn. Nicht falsch verstehen: da ist immer noch viel verspielter Mini, viel Flair (wenig britisch, allerdings), viel Go-Kart-Gefühl beim Fahren. Aber da ist auch ein herrlich ausgereiftes Fahrwerk, ein überaus übersichtliches Cockpit, eine Software, die alle Stücke spielt, eine wertige Verarbeitung. Und das alles beim Countryman in einer Größenordnung, mit der man sich in der Stadt und auf dem Land wohlfühlt. Der Countryman wird jetzt außerdem in Leipzig gebaut - der erste deutsche Mini sozusagen. Die Basis teilt er sich mit den BMW X1 und X2, die beide ebenfalls aus Leipzig kommen.
Das Mini-SUV gibt es zudem rein elektrisch oder mit 1,5-Liter-Benziner mit 170 PS und Frontantrieb sowie mit 218 PS und 2,0-Liter-Motor. Auch als Diesel ist der Countryman erhältlich. Nicht im Sortiment: ein Plug-in-Hybrid.
300 schnittige PS
Die gesamte Modellpalette kommt also jetzt nach und nach auf den Markt. Der Ur-Mini kommt neu, aber eben auch der große Countryman, jetzt 4,43 Meter lang. Als Nächstes startet dann der etwas kleinere Aceman als Nachfolger des Clubman. Die SUV-Quote bei Mini beträgt aktuell rund 30 Prozent.
Wir sind den Countryman John Cooper Works (JCW) 4x4 intensiv Probe gefahren, in der Stadt, am Land, auf der Autobahn. Die 2,0-Liter-Turbomaschine bringt es auf 300 PS, uns fällt die agile Beschleunigung auf, die aber nicht bissig ist. In 5,4 Sekunden geht es auf 100 km/h, 250 km/h würde unser Countryman theoretisch schaffen. Auffällig ist die verbesserte Aerodynamik. Der Countryman ist ein SUV, der aber niedrig gehalten ist, also flacher auf der Straße liegt und damit vom Fahrgefühl her niemals wankend windanfällig ist. Für mich ein SUV, das sich nah an der Straße fährt, das sich sportlich und direkt fahren lässt, das aber trotzdem die Vorzüge eines SUV - viel Kopfraum, viel Raum im Inneren - vereint. Und obwohl es also ein SUV ist, man etwas höher sitzt, wird das gewohnte Go-Kart-Gefühl geboten. Dazu trägt sicher auch der Allradantrieb bei, den der JCW mitbringt.
Cockpit-Freude
Eine Extrabetrachtung verdient das völlig neu designte Cockpit. Zugegeben: Wir haben uns ein bisschen davor gefürchtet. Vor dem Pizzateller in der Mitte, der das zentrale Display darstellt. Davor, dass es für den Fahrer kein klassisches Display mehr direkt vor dem Lenkrad gibt.
Die Praxis zeigt: das System ist genial. Wir haben alles Infos auf einen Blick - zum einen im kleinen Display nächst der Windschutzscheibe (Geschwindigkeit und Navigationshilfe) und sonst einfach alles, was wir brauchen auf dem mittigen "Pizzateller" (sorry, Mini, ich benenn's nie wieder so). Selten so ein übersichtliches Display in einem Auto gehabt: da ist alles - die Navigation im Detail, die Geschwindigkeit, die Restreichweite, der Kilometerstand, die Temperatur, die Uhrzeit, die Temperatur, ... und die direkten Toucher fürs Menü (Lüftung, Radio, Home, Navigation, Mobiltelefon). Unter dem zentralen, runden Display sind ein paar Drücker und Dreher angebracht - zum Parken, Schalten, Zündung andrehen, für die Fahrmodi und - DANKE Mini - ein runder Drehknopf für die Lautstärkenregelung (muss aus meiner Sicht jedes Auto immer haben).
Dick und fett
Ein kleines Minus gibt's von uns für das dicke, fette Lenkrad. Das ist typische BMW und für zarte Hände irgendwie zu viel. Man gewöhnt sich dran und es ist auch nicht weiter wild, aber ehrlich: wie wulstig muss sowas sein? Dass die untere Speiche beim Lenkrad ein gespanntes Stoffband ist, ist interessant, müsste nicht sein, aber hier kommt das Mini-verspielte durch.
Ums Schalten kümmert sich beim JCW ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Das geht - 300 PS - rasant nach oben, souverän und mit einem (angenehmen) Getöse, wenn man will. Man kann den Mini Countryman JCW aber auch ganz leise und zahm fahren. Sparsam ist er nicht ganz so: wir fuhren ihn agil und dann mit 9,5 bis 10,5 Liter im Durchschnittsverbauch Stadt und Land.
Auf der Rückbank ist gut Platz, für den Kindersitz und den Hund. In den Kofferraum passen immerhin 450 Liter. Die Klappe öffnet und schließt elektrisch.
Die Preise
Der günstigste Countryman kommt mit 170-PS-Benziner, er steht ab 39.600 Euro bei den Händlern. Der Diesel mit 162 PS ist ab 42.450 Euro zu haben. Der Mini Countryman E, also das Elektromodell mit 240 PS kostet 43.500 Euro. Das elektrische 4x4-Modell SE mit 306 PS kostet 49.500 Euro. Topmodell ist der Countryman "John Cooper Works", der ab 64.405 Euro in der Preisliste steht.
Was uns bei der Preisgestaltung positiv auffällt: Benziner-, Diesel- und Elektro-Countryman kosten nahezu gleich viel - 39.000 für den Benziner, 42.000 für den Diesel, 43.000 für den Elektrischen. Womit wir bei Mini endlich da angekommen sind, wo die Preisgestaltung hingehört: E-Fahrzeug kostet nicht mehr eklatant mehr als Verbrenner.