Motor/Tests

Zeitreise in die 80er: Mit dem Audi S1 Quattro

Der Audi S1 quattro war Mitte der 1980er Jahre eine der Ikonen der wilden Gruppe-B-Rallyeautos. Walter Röhrl sagte über das Auto, dass es ein Ritt auf der Kanonenkugel sei und „wenn du da zum Nachdenken anfängst, ist es schon zu spät“. Der Champion bezog sich natürlich auf das Fahren am Limit mit diesem Rallyeauto.

Wenn es das Schicksal gut mit einem meint, hat man plötzlich die Gelegenheit, so ein Auto selber zu fahren. Nicht in den Kehren der Rallye Monte Carlo, sondern auf abgesperrter Strecke auf dem Fahrtechnikzentrum Pachfurth. Und natürlich auch nicht am Limit. Das Auto ist fast 40 Jahre alt und hat eine Rallyevergangenheit in Ungarn.  Einsteigen heißt mehr Einfädeln (wie der lange Röhrl hier ein- und aussteigen konnte, scheint mysteriös). Man sitzt hier in Schalensitzen, zurrt sich in einem H-Gurt fest und spricht über Kopfhörer mit dem Fahrinstruktor von Supercardrive.at. Vorher hatte mir noch zu verstehen gegeben, dass der Besitzer des Autos an der Rennstrecke ist und zuschaut und überhaupt wäre es nett, das Ding eher mit Samthandschuhen anzufassen.

Alle Inhalte anzeigen

Der kurze Kurs in Pachfurth ist ohnehin nicht dafür da, um aberwitzige Geschwindigkeiten zu fahren. Es reichen der zweite und der dritte Gang, sagt mit der Instruktor übers Headset.

Audi fuhr 1984 und 1985 mit dem Sport Quattro. Das ikonische Auto mit dem Flügelwerk vorne und hinten, auch S1 genannt,  setzte man ab der Argentinien-Rallye 1985 ein. Röhrl gewann mit dem S1 Quattro1985 die Rallye San Remo

Alle Inhalte anzeigen

Das Auto, das wir fahren, entspricht optisch genau dem S1 – nur der Frontflügel ist etwas kürzer und die Heckscheibe ist irgendwann abhanden gekommen. Innen riecht es nach Benzin und die Geräuschkulisse ist so, wie man sie von den Videos der alten Rallyes kennt. Der Fünfzylinder sorgt für einen schönen Sound und geht man vom Gas, gibt es das typische Zwitschern des Wastegates. 460 PS hat der Wagen laut den technischen Daten. Ob noch wirklich alle versammelt sind, lässt sich schwer sagen – wir drehen den Motor aus Pietätsgründen nicht aus und Röhrl erklärte einst zum Sport Quattro, dass die Kraft ab 4500 U/min einsetzt. Aber das, was man an Beschleunigung in dem Auto erlebt, reicht aus, um noch mehr Ehrfurcht zu haben, wenn man sich vorstellt, mit dem Ding über Schnee, Eis und Schotter zu fliegen.

Geschaltet wird in unserem Testauto mit einem normalen manuellen 6-Gang-Getriebe (H-Schaltung), wobei die Gänge eng beisammen liegen. Überraschend ist, dass man relativ heftig am Lenkrad drehen muss, wenn es um die engen Kurven geht. Den Hebel für die Handbremse hat man vorsichtshalber so gekürzt, dass niemand in Versuchung kommt, so um die Kurven zu driften.

Alle Inhalte anzeigen

Noch extremer wurde der Rallye S1 1985, als Audi ein PDK-Getriebe von Porsche verbaute. Eine Fünfgang-Automatik mit Doppelkupplung, wobei der Fahrer die Kupplung nur noch zum Anfahren brauchte. Die Gangwechsel passierten unter Volllast und ohne Zugkraftunterbrechung. Die Kombination wurde bei einem Rennen erstmals bei der Semperit-Rallye eingesetzt. Und es hatte das Zeug, mitfahrende Ingenieure und Rallyebeifahrer gleichermaßen zu schockieren. Bei der RAC-Rallye flog Röhrl mit dem Auto deswegen ab, weil es dem Beifahrer (das war ausnahmsweise nicht Christian Geistdörfer, sondern der Brite Phil Short) ob der Beschleunigungsorgie die Sprache verschlagen hatte. 1986 folgte nach einigen schweren Unfällen das Ende der Gruppe B und damit auch für den Sport Quattro S1.

Alle Inhalte anzeigen

Wenn man das Erlebnis haben will, so ein Rallyeauto zu fahren, kann man das über die Autovermietung Supercardrive.at in Pachfurth tun. Die Preise bewegen sich zwischen 145 Euro für drei Runden und 270 Euro für 12 Runden. Supercardrive.at bietet auch andere Traumautos an: Fahrten sind auch mit Sportwagen von Ferrari, Maserati, Aston Martin, Lamborghini, McLaren oder Porsche möglich.

Info: Supercardrive.at