Der Audi Q4 e-tron quattro: Langsam wachs ma z’amm
Von Sandra Baierl
Die Liedzeilen von Wolfgang Ambros klingen nicht nur in der kraftvollen Sonos-Musikanlage des Audi Q4 gut, sie passen auch zum Verhältnis der Testerin zum Auto. Nein, Liebe auf den ersten Blick war es nicht zwischen uns. Dafür ist die Bindung jetzt, nach mehr als 2.000 gemeinsamen Kilometern, umso größer. Der Audi Q4, voller Name: Sportback 55 e-tron quattro, hat sich als stark, zuverlässig, handlich und ausdauernd entpuppt. Zudem ist er eine Augenweide: das noble Grau des Dauertesters – wir dürfen ihn länger gründlich testfahren – steht ihm gut.
Bevor wir also zur großen Liebe aufschwingen, ein paar Details, an denen wir uns stoßen. Drei Dinge sind’s und die sind nicht nichts: die Ecke im Armaturenbrett, da, wo das Mitteldisplay in die Airbag-Region des Beifahrers übergeht, fällt unschön auf. Sie wäre zudem schmerzvoll, wenn es zu einem Aufprall kommt und die Knie ans Armaturenbrett stoßen. Zweitens: Die vielen Hochglanz- und Glaselemente sind nicht sauber zu halten. Immer haftet dort der Staub. Und: Die Sicht nach hinten ist, wegen des geneigten Hecks, des Spoilers mitten in der Scheibe und der Kopfstützen auf der Hinterbank, gleich null.
Das gefällt:
Der Audi Q4 Sportback 55 e-tron quattro ist schön, stark und ein wendiger Partner für Stadt und Land
Das gefällt nicht:
Die Ecke im Armaturenbrett, die schlechte Sicht nach hinten, der Staub auf den Glanzflächen, der Preis
Daten:
250 kW bzw. 340 PS; 4,6 m lang, 1,87 m breit, 1,62 m hoch; Verbrauch lt. WLTP: 18,4 kWh/100 km. Preis: ab 57.725 Euro, der Testwagen mit vielen Extras: 75.383 Euro
Schöner Gefährte
Trotzdem: Man lebt sich gut zusammen mit dem Q4 e-tron. Das hat seine Gründe. Das Auto ist außen wie innen formvollendet – schön wuchtig aber nicht zu dick, fein ausgestattet mit Leder und Stoff und im Handling einfach. Das hat mit der Übersichtlichkeit der Instrumente zu tun – Head-up-Display, Fahrerdisplay und Mittelmonitor sind leicht zu lesen und ebenso leicht zu bedienen – und auch damit, dass der Q4 e-tron zwar selbstständig ist, aber nie übergriffig wird.
Tempomat und Geschwindigkeitsregler funktionieren sehr gut (das Auto weiß genau, wie schnell es fahren darf), der Abstandhalter macht keine Fehler und die Fahrmodi (efficiency, comfort, auto, dynamic) grenzen sich gut voneinander ab. Die höchste Nutzleitung von 250 kW bzw. 340 PS (quattro bedeutet natürlich Allrad und damit zwei Motoren) gibt dem Auto jede Menge Kraft und Agilität, trotz des Gewichts von 2,3 Tonnen. Im VW-Konzern ist der Q4 e-tron das Schwestermodell von ID.4, ID.5 und Skoda Enyaq. Audi positioniert sein Elektroauto aber dynamischer und sportlicher – das können wir im Dauertest auch klar bestätigen.
Unser Verbrauch liegt bei exakt 20,4 kWh pro 100 Kilometer (im Mischbetrieb; in der Stadt würde das E-Auto rund 16 kWh verbrauchen). An schnellen Ladestationen geht auch das Laden schnell: die 77 kWh große Batterie konnten wir mit maximal 160 kW laden (theoretisch bis 175 kW möglich) – von 20 auf 80 Prozent Ladestand schafft man es in etwa 15 Minuten. Was den Q4 e-tron quattro auch zum bequemen Langstreckenauto macht. Reichweite: 450 km in Stadt und Land; 350 km auf der Autobahn. Der üppige Platz im Kofferraum (da passt ein Woom-4-Radl rein!) und im Inneren gefällt ebenso.