Nissan-Zukunft: Vernetzung, Robo-Taxis und der Vorteil fliegender Autos
Von Michael Andrusio
Der Verkehr wird nicht weniger werden. Vor allem mit dem Entstehen von Mega-Cities, Mega-Regionen und Mega-Korridoren. Und die Städte werden weiter wachsen und damit verbunden die Zahl der Bewohner, die wiederum verschiedenste Mobilitätsbedürfnisse haben.
Ponz Pandikuthira ist bei Nissan-Europa für Produktplanung zuständig und muss in dieser Funktion Trends der Zukunft erkennen und die passenden Antworten darauf finden. Pandikuthira über...
....den Verkehr in den Städten: Um die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen, braucht man ein vernetztes Auto. Das heißt, wir werden kurzfristig gesehen, vernetzte Autos haben. Wir werden bei Nissan zwei Systeme haben: In der Basis ein System mit einer 4G bzw. 5G Sim-Karte, die alle Arten von Services bietet. Aber auch TCU (telemetrics control unit), das ist wie ein großer USB-Stecker, den man ans Auto anschließen kann und das funktioniert auch bei älteren Autos, die fünf oder sechs Jahre alt sind. Man schließt es ans Auto an und es verbindet das Auto mit einer Cloud.
Wien ist ein gutes Beispiel, weil ihr habt die Donau und damit einige wichtige Brücken, um in die Stadt zu kommen. Gleichzeitig kann man in Wien nicht Häuser abreißen, um breitere Straßen zu bauen. Hier kann die Stadt eine Infrastruktur einrichten, die in der Lage ist, mit den Autos zu kommunizieren. Dann sendet die Stadt beispielsweise zu einer bestimmten Tageszeit eine Nachricht ans Auto "Jetzt ist es auf einer einer bestimmten Stadteinfahrt zu voll" und man bekommt drei Alternativen angeboten. Heißt, wenn eine Stadt wie Wien die Verkehrsprobleme in den Griff kriegen will, kann sie Mechanismen entwickeln, um den Verkehr aufzuteilen. Viele Städte führen ja jetzt Mautsysteme ein, um in die Stadt zu kommen. Wenn man nicht unbedingt um 9 Uhr irgendwo sein muss, kann man so ermuntert werden, die Startzeit auf 10 Uhr zu verschieben. Und dann zahlt man weniger Maut. Wenn das Auto vernetzt ist, funktioniert das recht einfach. Das System weiß, wann man eingefahren ist, wie lange man unterwegs war und wie viel Geld vom Konto abgebucht wird. Kurzfristig ist also unser Ziel, alle unsere Autos zu vernetzen, damit die Kunden diese Services nutzen können.
...die Herstellung dieser Systeme: Wir werden nicht alle diese notwendigen Systeme bei uns entwickeln, es gibt diverse Start-ups, die das machen. Es gibt auch schon Städte, die eine Menge diesbezüglich aufbauen, aber dazu braucht man eben vernetzet Autos.
...selbst fahrende Taxis Das wird das nächste sein, das wir brauchen. Heißt, wir werden Roboter-Taxis entwickeln, das wären Vans mit Platz für 6 bis 15 Personen. Und die wären vollautomatisiert.
...die Nachteile des derzeitigen öffentlichen Verkehrs: Warum löst das derzeitige Bussystem nicht die Probleme? Busse brauchen viel Platz und sind eine große Investition für die Betreiber. Dabei sind sie nicht immer voll besetzt. Mit kleineren Fahrzeugen kann man die Auslastung erhöhen. Außerdem haben Busse eine fixe Fahrstrecke. Kleine, automatisierte Vans haben das nicht und sind bei ihrer Fahrtroute flexibel, um Fahrgäste aufnehmen zu können.
... die entstehenden Kosten: Autonom fahrende Autos würden für größere Firmen Sinn machen. Während die Zahl der Privatpersonen, die 80.000 bis 100.000 Euro für so ein Auto ausgeben will, gering ist.
...Elektroautos: Ab 2021, vielleicht Ende 2020 werden wir Elektroautos haben, die über 500 Kilometer Reichweite bieten. Die Lade-Infrastruktur wird sich in den nächsten Jahren deutlich verbessern, das Laden wird in näherer Zukunft kein Problem mehr sein. Sobald wir über 400 Kilometer kommen, werden die Kunden vermehrt auf Elektroautos umsteigen.
...günstigere Batterien: Das wird 2023 passieren, das ist eine persönliche Vorhersage von mir. In China gibt es entsprechende Entwicklungen, die einen Durchbruch bringen werden. Die chinesische Regierung investiert viel Geld in die Elektrifizierung. Somit denke ich, dass die Batteriekosten ab 2023 auf ein Level sinken werden, wo die variablen Kosten für ein Elektroauto genauso hoch sein werden wie heute für ein Dieselauto. Die Investitionskosten sind natürlich noch immer höher, weil wir seit über 20 Jahren in Dieselmotoren investiert haben.
...fliegende Autos Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, fliegende Autos zu haben. Und wenn ich sage fliegende Autos, dann meine ich nicht ein Fahrzeug mit Flügeln, sondern mit einer drohnen-artigen Architektur. Sie transportieren Leute und nutzen den Luftraum - gar nicht so hoch, vielleicht 400 Fuß (etwa 120 Meter, Anm.). Es gibt schon mehrere Unternehmen, die an entsprechenden Lösungen arbeiten. Und wenn der Verkehr so von den Straßen wegkommt, dann haben wir Spaß mit unseren klassischen Sportwagen, die dann frei von Lkw und anderen langsamen Fahrzeugen wären.
Zur Person
Geboren1971 in Indien, US-Staatsbürger
Begann 1996 seine Autolaufbahn bei Chrysler in Detroit
2008 übersiedelte er innerhalb des Daimler-Chrysler Konzerns nach Stuttgart, ein Jahr später wechselte er zu Kia
Seit 2012 arbeitet er für Nissan, wo er 2016 zum Vize-Präsidenten avancierte und als solcher für Produkt-Planung zuständig ist
Privat fährt er einen Nissan 370Z Roadster, steigt aber auch gern in einen GT-R, um damit die Nürdburgring-Nordschleife zu umrunden.