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Rolls-Royce Ghost: Flüsternd in die Post Opulenz

"Für den neuen Ghost haben wir nur die Spirit of Ecstasy und die Regenschirme vom Vorgänger übernommen," bringt es Rolls-Royce-Boss Torsten Müller-Ötvös auf den Punkt.

Die zweite Generation jenes Modells, mit dem die zu BMW gehörenden Briten vor 11 Jahren den Auftritt der ultimativen Auto-Luxusmarke revolutioniert haben, tritt schließlich in große Fußstapfen. Hat sich doch der als Rolls-Royce für Selbstfahrer konzipierte Ghost seit dessen Produktionsstart im Jahr 2009 zum erfolgreichsten Modell in der mittlerweile 116-jährigen Geschichte des Hauses entwickelt.

Der neue Ghost sollte also nicht nur mindestens ebensoviele Käufer finden, sondern eben auch für die nächsten 10 Jahre gut gerüstet sein. Also hat man sich in Goodwood die Latte sehr hoch gelegt, als es darum ging, den "kleinen" Rolls-Royce neu zu erfinden.

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Herausgekommen ist eine Limousine der Super-Luxusklasse, die einerseits der "technologisch bisher fortschrittlichste Rolls-Royce", ist (so CEO Müller Ötvös),sich anderseits aber einem dezenten Auftritt verpflichtet, den die Briten mit dem Begriff "Post-Opulenz" beschreiben. In anderen Worten: der neue Ghost ist für Kunden gedacht, die ihren wirtschaftlichen Erfolg nicht mehr vor sich hertragen müssen, sondern denen es vor allem um Reduktion im Design und um die Substanz bei den verwendeten Materialien geht. Understatement statt Bling-Bling.

Diesen Anspruch setzten die Entwickler nicht nur mit einem vollkommenn auf Sicken und Kanten verzichtenden Außendesign um, sie konzentrierten sich technisch vor allem auf viel Substanz bei möglichst wenig Geräuschaufkommen. So hatten die Akustiker während des Entwicklungsprozesses mehr zu sagen, als sonst üblich. Alle Komponenten wurden unter dem Aspekt der Geräuschentwicklung überprüft, was teilweise zu einschneidenden Änderungen führte. So wurden etwa der Durchmesser und die Steifigkeit der Kardanwelle des ohnehin nicht zu den Lärm-Rabauken zählenden 6,75-Liter-V12 nachträglich erhöht, um die Akustik zu verbessern.

Leise statt Still

Die war dann irgendwann so weit verbessert, dass im Passagierraum während der Fahrt gar nichts mehr zu hören war. Dies völlige Geräuschlosigkeit wurde jedoch als verstörend empfunden. Womit sich die Akustikspezialisten ein neues Aufgabenfeld eröffnet hatten. Nämlich aus "Still", "Leise" zu machen und einen sanften Flüsterton zu generieren. Dafür mussten alle relevanten Komponenten so abgestimmt werden, dass sie eine gemeinsame Resonanzfrequenz hatten.

Wie wichtig man bei Rolls-Royce dieses Thema für den neuen Ghost nahm, zeigt überdies der Umstand, dass insgesamt rund 100 kg Dämm-Material verbaut wurden. Ein Wert, der Entwicklungsingenieuren anderer, auf Leichtbau getrimmter Marken, Alpträume bereiten würde.

Dass das Thema  Gewicht dennoch nicht ganz aus dem Ruder laufen konnte, ist der leichten Alu-Spaceframe-Konstruktion des Ghost zu verdanken, die man in Goodwood auch schon bei der großen Limousine Phantom und dem Luxus-SUV Cullinan verwendet hat. Unterm Strich kommen beim Ghost so knapp 2,5 Tonnen Lebendgewicht zusammen. Dank des bereits erwähnten 6,75-l-V12, der 571 PS (420 kW) auf die Kurbelwelle wuchtet, gehen sich aber dennoch die Sprintwerte eines Leichtbau-Sportwagens aus (6,8 Sek. von 0 auf 100 km/h).

Was die Souveränität eines Ghost im Fahrbetrieb aber wirklich ausmacht, beschreiben andere Werte besser. Denn sein mächtiges, maximales Drehmoment von 850 Newtonmeter steht bereits ab 1.600 Touren zur Verfügung. Und damit nur ein zartes Pedalstreicheln oberhalb der Leerlaufdrehzahl. Voller Durchzug also praktisch aus dem Keller. Notfalls bis die elektronisch abgeregelte Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h erreicht ist.

Adäquat auf die Straße gebracht wird all die Kraft mit einer Kombination aus Allradantrieb und Allradlenkung. Die möglichst unmerkliche Portionierung erfolgt mittels eines Automatik-Getriebes, das via GPS-Daten über die kommenden Fahraufgaben informiert wird und so etwa vor der nächsten Kurve bereits den richtigen Gang parat hat, noch bevor der Fahrer diese überhaupt sieht. 

Ähnlich vorausschauend agiert übrigens auch das Fahrwerk, von Rolls-Royce Planar-Federung genannt. Diese filtert alle Informationen über den Fahrbahnzustand, die ihm von einem Stereo-Kamerasystem in der Windschutzscheibe zugetragen werden und zieht daraus rechtzeitig die entsprechenden Schlüsse für die Einstellung der Luftfederungs-Komponenten.

Schließlich sei noch erwähnt, dass man sich im neuen Ghost auch nicht mehr mit dem Öffnen der mächtigen Türen abplagen muss. Konnten diese bisher schon per Knopfdruck geschlossen werden, so übernehmen die Elektromotoren jetzt auch die Arbeit in die andere Richtung. Fahrer und Passagiere müssen nur mehr die Innen-Türschnalle so lange ziehen, bis der gewünschte Öffnungswinkel erreicht ist. Die Kraftanstrengung dafür wird an die Technik ausgelagert - und das unabhängig davon, wie steil oder schräg der Ghost geparkt ist.

Der neue Rolls-Royce Ghost ist ab sofort zu haben. Österreichische Interessenten wenden sich mangels eines heimischen Vertriebs-Punktes vertrauensvoll an die Niederlassungen in München oder Zürich.