Ikonen des Rennsports: 25 Jahre Porsche durch das Kameraobjektiv
Zwölf Porsche-Modelle nannte Rainer W. Schlegelmilch im Laufe seines bisher 82 Jahre langen Lebens bereits sein Eigen. Sein berühmtester ist Nummer drei, was er einem Diebstahl zu verdanken hat.
Doch nicht er war der Dieb, sondern ein gewisser Andreas Baader, der im Sommer 1972 als Deutschlands Staatsfeind Nummer 1 galt. Schlegelmilchs knallgelber Porsche 911 Targa sollte der letzte Fluchtwagen des Mitbegründers der Terrorgruppe RAF werden. Die Fotos von der Festnahme und vom 180-PS-Boliden, von Baader violett umlackiert, gingen um die Welt.
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Schnelle Autos und Fotografien für die Ewigkeit – das ist die Welt von Rainer W. Schlegelmilch. Der Deutsche ist seit den 1960er-Jahren einer der berühmtesten Motorsport-Fotografen der Szene, seine Werke wurden zu Ikonen und Dokumenten der Rennsport- und Automobilgeschichte. Eine besonders enge Beziehung hatte der Deutsche zur Marke Porsche.
„Ich habe die Geschichte des 911er am eigenen Leib erlebt“, sagt er. Nun hat Schlegelmilch die Geschichte der Kultmarke in Buchform gebracht – und seine eigene gleich mit. Entstanden ist das opulente Werk „Porsche Racing Moments“ im Taschen-Verlag, mit Kunstledereinband, eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint und Acryl-Buchständer. Die Auflage ist klein (962 Stück) und deshalb nicht unbedingt ein Schnäppchen (850 Euro).
Enttäuscht wird man freilich nicht, wenn man durch die 356 Seiten blättert und dabei eine Zeit- sowie Weltreise unternimmt: Vom 24-Stunden-Klassiker in Le Mans zur Targa Florio auf Siziliens Bergstraßen, von der teuflischen Nordschleife des Nürburgrings zum himmlischen Grand Prix von Monaco.
Rainer W. Schlegelmilch, "Porsche Racing Moments"
Hardcover, 356 Seiten, in Kunstleder gebunden, Gesamtauflage 962 Exemplare, Taschen Verlag, 850 Euro
www.taschen.com
„Ich war hungrig nach Motorsportrennen“, sagt Schlegelmilch zu seinen Anfängen, nachdem er die Ausbildung abgeschlossen hatte und alsbald auf eigene Faust zu den Rennstrecken dieser Welt reiste. Mehr als 600 Formel-1-Rennen hat er besucht, er sei dadurch „selbst Teil der Formel 1 geworden“.
Er legte sich mit seinen Kameras an den Streckenrand („die Einführung der Leitplanken war auch für uns Fotografen ein Segen“), kletterte auf Dächer, diskutierte mit Mechanikern, frühstückte mit Michael Schumacher am Beginn von dessen Weltkarriere. 30.000 Fotos zählt daher allein sein Schumi-Archiv.
Sein Alleinstellungsmerkmal fand Schlegelmilch bald in Form der Zoom-Technik. Er fokussiert dabei immer auf den Helm des Fahrers, die dadurch entstehende Farbexplosion soll dem Betrachter „ein wenig die Geschwindigkeit der Boliden“ vermitteln.
Für den heute 82-Jährigen ist Rennsport-Fotografie eine eigene Kunstform, die er Jahrzehnte lang mitgeprägt hat. Dafür pfiff er oft auf die journalistische Aktualität, lieber suchte er das besondere Motiv, die andere Position. In Monaco („noch immer die beste Rennstrecke für einen Fotografen“) fotografierte er Jahr ein, Jahr aus an derselben Stelle. Die dabei entstandenen Aufnahmen dokumentieren die Entwicklung des Rennsports und der Boliden.
Warum ihn Porsche besonders fasziniert hat? „Ein Porsche war einst ein erschwinglicher Sportwagen, verglichen etwa mit einem Ferrari. Und die Autos waren damals wirklich perfekt im Alltag einsetzbar.“ Ob ein 13. Modell noch dazu kommt, will der 82-Jährige weder ausschließen noch bestätigen. Auf Diebstahl versichert sind sowieso alle. Und nicht erst seit 1972.