Motor/News

Nicht nur in Europa: Sorgenkind Automobilindustrie

Der Kreditversicherer Acredia hat achtzehn Branchen in 66 Ländern einem Risiko-Check unterzogen. Branchen mit hohem Risiko gelten dabei als besonders krisengefährdet. Ein erhöhtes Risiko weist auf strukturelle Schwächen und ungünstige Entwicklungen hin, während ein mäßiges Risiko eine mögliche Verschlechterung bedeutet. Der Großteil der analysierten Branchen fiel laut Studie in diese beiden Risikoklassen. Als niedriges Risiko wurden Branchen bewertet, die über gesunde Grundlagen verfügen und eine positive Entwicklung zeigen.

Risiko-Check für Österreich

Der Risiko-Check fällt für Österreich gemischt aus. Zuerst die gute Nachricht: Es gibt keine Branche, die als hochriskant bewertet wird. Als stabil gilt die Pharmaindustrie. „Die höhere Lebenserwartung der Menschen lässt die Nachfrage nach Pharmaprodukten steigen. Gleichzeitig profitiert die Branche von Innovationen, wie etwa neuen Medikamente zur Gewichtsreduktion“, erklärt Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia. 

Zu den Sorgenkindern zählen die Automobilindustrie, das Baugewerbe, aber auch die Nahrungsmittelindustrie. „Während die heimische Automobilindustrie vor allem mit abnehmender Profitabilität, einem zunehmenden Preiskampf und geopolitischen Spannungen mit China zu kämpfen hat, leidet das Baugewerbe vor allem unter fehlenden Fachkräften, einer schwachen Nachfrage im Hausbau und erhöhten Materialkosten“, sagt Meierschitz.

Schwieriges Jahr für Automobilhersteller

2024 hat sich für Automobilhersteller und -zulieferer als ein schwieriges Jahr erwiesen. Nach einem starken Aufschwung nach der Pandemie hat sich das Blatt gewendet, da der Nachfragestau abgebaut wurde und sich das Angebot aufgetürmt hat, was die Preissetzungsmacht der Automobilhersteller beeinträchtigt.

Die drei größten Automärkte - China, Europa und die USA - haben alle eine nachlassende Nachfrage zu verzeichnen. Weltweit waren Brasilien und Mexiko die einzigen großen Märkte mit einem zweistelligen Wachstum in der ersten Jahreshälfte. 

Die durchschnittlichen Verkaufspreise sind auf allen großen Märkten deutlich gesunken, was zu einer Verschlechterung der Rentabilität der wichtigsten Automobilhersteller geführt hat. Auch für die Automobilzulieferer zeichnet sich ein düsteres Bild ab, da ihre Margen durch die sinkende Nachfrage und die steigenden Investitionskosten aufgrund der Umstellung auf Elektrofahrzeuge unter Druck geraten sind.

Schwierigkeiten, erschwingliche E-Automodelle rentabel zu produzieren

Der Wettbewerb hat sich verschärft, da der Vormarsch der chinesischen Elektroautos eine große Herausforderung für die traditionellen Automobilhersteller darstellt. Trotz ihrer schrumpfenden Gewinnspannen und der nachlassenden Nachfrage nach E-Fahrzeugen können es sich die alten Automobilhersteller nicht leisten, den Strukturwandel in der Branche zu verpassen, auch wenn der Übergang in naher Zukunft holprig sein dürfte. 

Derzeit haben die meisten Hersteller noch Schwierigkeiten, erschwingliche E-Automodelle rentabel zu produzieren, während chinesische E-Autos mit ihren massiven Kostenvorteilen und ihrer guter Qualität immer mehr an Zugkraft gewinnen.

Dies hat die Automobilhersteller dazu veranlasst, weiterhin in weniger rentable EV-Modelle zu investieren oder nach anderen potenziellen Optionen wie Hybriden zu suchen, während sie das schwierige Umfeld meistern, was ihre Rentabilität weiter unter Druck setzt.