Level 3: Startet Mercedes jetzt die Revolution der selbstfahrenden Autos?
Der Traum vom selbstfahrenden Auto - bei dem sich die Fahrerin oder der Fahrer wirklich vom Verkehrsgeschehen und der Fahraufgabe abwenden darf - er wird immer konkreter. Freilich nicht hierzulande, Österreich hat in Sachen autonomes Fahren keine Eile. In anderen aber Länder liefert sich man bezüglich der neuen Technologien - von Assistenzsystemen bis zur Teilautomatisierung - ein echtes Match um die Marktführerschaft. Besonders weit ist man in den USA.
Und genau dort macht jetzt Mercedes-Benz jetzt Schlagzeilen. Man will voll in das Geschäft mit selbstfahrenden Autos einsteigen.
Kalifornien und Nevada sind die ersten beiden Bundesstaaten, die das System zertifiziert haben. Obwohl die rechtlichen Rahmenbedingungen je nach US-Bundestaat unterschiedlich sind, plant Mercedes-Benz, seinen Drive Pilot in Zukunft auch in weitere Märkte in den USA einzuführen.
Die automatisierte Fahrfunktion übernimmt bestimmte Fahraufgaben. Dennoch ist weiterhin eine Fahrerin bzw. ein Fahrer notwendig. Sie bzw. er muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, wenn das Fahrzeug zum Eingriff auffordert. Welche Nebentätigkeiten der Fahrerin oder des Fahrers rechtlich zulässig sind, hängt von der jeweiligen Straßenverkehrsordnung ab.
- bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahn-Abschnitten in Deutschland (bis 60 km/h) oder Freeway-Abschnitten in den USA (bis 40 mph) die Fahraufgabe unter bestimmten Bedingungen an das System zu übergeben.
- Er regelt nach Aktivierung Geschwindigkeit sowie Abstand zu Vorausfahrern und führt das Fahrzeug innerhalb der Spur. Während der hochautomatisierten Fahrt stehen bestimmte Anwendungen auf dem integrierten Zentraldisplay des Fahrzeugs zur Verfügung.
- Das System baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes‑Benz für einen sicheren Betrieb für unverzichtbar hält. Dazu gehören neben LiDAR auch Mikrofone und eine Kamera in der Heckscheibe zur Erkennung von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radhaus.
- Ein mit Drive ausgestattetes Fahrzeug verfügt zudem über redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein redundantes Bordnetz, so dass es auch im unwahrscheinlichen Fall einer Störung manövrierfähig bleibt und eine sichere Übergabe an die Fahrerin oder den Fahrer gewährleisten kann.
- Der exakte Standort eines mit Drive Pilot ausgestatteten Mercedes‑Benz wird über ein hochpräzises Positionierungssystem ermittelt, das wesentlich leistungsfähiger ist als herkömmliche GPS-Systeme. Es ist so exakt, dass es die Position des Fahrzeugs bis auf wenige Zentimeter genau bestimmen kann.
- Ergänzend zu den anonymisierten Daten, die LiDAR-, Kamera-, Radar- und Ultraschallsensoren erfassen, liefert eine digitale HD-Karte ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild. Diese Karte enthält Informationen über die Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen und besondere Verkehrsereignisse (beispielsweise Unfälle oder Baustellen). Die Karteninformationen werden in Backend-Rechenzentren gespeichert und kontinuierlich aktualisiert. Jedes Fahrzeug sichert zudem eine Kopie dieser Karteninformationen an Bord, vergleicht diese ständig mit den Backend-Daten und aktualisiert den lokalen Datensatz nach Bedarf.
- Um anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, ob die automatisierte Fahrfunktion aktiviert ist, hat Mercedes-Benz spezielle türkisfarbene Markierungslichter für automatisiertes Fahren entwickelt (basierend auf der SAE J3134). Gegenwärtig gibt es in den USA oder in Europa keine Rechtsrahmen für die Einführung dieser Technologie. Diese müssen erst noch zu einem gemeinsamen Standard weiterentwickelt werden. Im Entwicklungsprozess haben Ingenieure, Juristen, Compliance-Manager, Datenschützer und Experten für Ethik fachübergreifend als Team zusammengearbeitet und die Verkehrsvorschriften in Software umgesetzt. Mercedes-Benz hält sich an die Bestimmungen gemäß der NHTSA Standing General Order, die für automatisiert fahrende Fahrzeuge gilt.
Drive ist das weltweit erste SAE-Level-3-System mit international gültiger Genehmigung. Es nutzt eine hochentwickelte, auf Redundanz basierende Systemarchitektur, die durch eine Vielzahl an Sensoren komfortables und sicheres hochautomatisiertes Fahren ermöglicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass ab der dritten Stufe des automatisierten Fahrens Redundanzen der richtige Ansatz sind. Sicherheit ist einer der Grundwerte von Mercedes-Benz. Der verantwortungsvolle Umgang mit dieser Technologie hat für uns höchste Priorität und ist der Schlüssel zur Akzeptanz bei Kundinnen und Kunden sowie in der Gesellschaft.
Mitglied des Vorstands der Mercedes‑Benz Group AG, Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf
Laut Handelsblatt will aber auch der BMW Konzert in Sachen Technologieführerschaft mitmischen: Man habe vom Kraftfahrt-Bundesamt die Zulassung, in Deutschland automatisiertes Fahren der Stufe 3 anzubieten und will das System wird noch heuer in der Siebener-Reihe einführen.
Ist man weiter als Tesla?
Bei Stufe 3 darf sich der Fahrende offiziell vom Verkehr abwenden. Das Roboter-Auto fährt und entscheidet selbst. Damit wären die Deutschen noch vor US-Rivale Tesla. Bei dessen Autopilot gilt nämlich, dass der Fahrer stets bereit sein muss, einzugreifen. Und: Er haftet für alle Unfälle. Die deutschen Hersteller sind nun scheinbar erstmals bereit, die Haftung zu übernehmen. Das wäre ein echter Paradigmenwechsel.