Der neue Multivan (2021): Flexibel, wie ein Transformer
Von Andrea Hlinka
VW hat um den neuen Multivan ein kleines Geheimnis gemacht, so wie es sich für die Präsentation einer generalüberholten Ikone auch gehört. Alle paar Wochen trudelte ein neues Puzzlesteinchen in die Mailbox ein. Jetzt ist das Puzzle endlich geschafft und der neue Bulli zeigt sich in seiner kompletten Größe: Er ist länger und breiter, hat einen Dachspoiler und optional ein Panoramadach und rollt erstmals auch als Plug-in-Hybrid-Wesen über die Landschaft.
Neu, aber eine Hommage an die Vorgänger
In der siebenten Generation steht der Bulli auf einer neuen Basis, und zwar auf dem Modularen Querbaukasten, kurz MQB, auf dem auch schon der neue Golf und der neue Caddy steht. „Wir haben den unverwechselbaren Charakter dieser Ikone in einem großen Schritt weiterentwickelt und bleiben der typischen Bulli-Linie doch treu. Bewusst zitieren wir zum Beispiel die den Körper umfassende horizontale Charakter-Linie eines T3“, so Albert Kirzinger, Chef-Designer von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Das monolithische Volumen ist somit auch eine Hommage an die erste Generation des Multivan, die vor mehr als 35 Jahren debütierte. Der neue Multivan nimmt zudem ein Stilmittel des T4 und damit der zweiten Generation auf: die unterhalb der Windschutzscheibe nach vorn gezogene Motorhaube.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger wurde der Radstand des neuen Multivan vergrößert (gegenüber Grundversion mit Basislänge): Ohne Außenspiegel zählt er nun 1.941 mm breit (+37 mm gegenüber dem Multivan 6.1), 4.973 mm lang (+69 mm) und 1.903 mm hoch (-47 mm). Der Radstand beträgt 3.124 mm (+124 mm). Auch den T7 gibt es in einer Langversion. In der Grundversion passen in den Kofferraum 469 Liter Gepäck, bis hinter die zweite Sitzreihe beladen, steigt das Volumen auf 1.844 Liter (1.850 Liter mit Panorama-Glasdach). Wird das volle Ladevolumen bis hinter die erste Sitzreihe dachhoch genutzt, ergeben sich 3.672 Liter (In der verlängerten Karosserieversion: 763, 2.171 und 4.005 Liter).
Wer öfter mit beiden Händen voll zu tun hat, wird sich darüber freuen, dass die Schiebetüren und die Heckklappe des Neuen erstmals mittels Fußzappeln unterhalb der Karosserie geöffnet und geschlossen werden können - leider ist das nur optional möglich.
Innenleben
Der Neue ist innen flexibel wie ein Transformer: Es gibt ihn nur noch mit maximal fünf Einzelsitzen im Fond, die jedoch an Schienen entlang in alle möglichen Positionen geschoben werden können. Am besten ist, dass man den mittleren Sitz der dritten Reihe in die zweite Reihe schieben, die Rückenlehne umklappen und als Tischchen nutzen kann. Oder aber man dreht die beiden Sitze der zweiten Reihe um 180 Grad, zieht die Mittelkonsole zwischen zweite und dritte Sitzreihe, fährt das Tischlein nach oben, holt die beiden Tischplatten heraus und schon kann man Canasta spielen. Da die entsprechenden Schienen bis nach vorn zwischen den Fahrer- und Beifahrersitz reichen, kann man diesen Tisch aber eben auch als Mittelkonsole in der ersten Sitzreihe verwenden. Und natürlich kann man diesen Tisch auch entfernen, ebenso die Sitze im Fond (da sie auch "nur" bis zu 29 Kilogramm wiegen, ist das auch praktisch möglich).
Wunderbar ist auch, dass der neue Multivan optional mit Panoramadach ausgestattet wird. Dem Sternenschauen ist also nichts mehr im Weg.
Plug-in-Hybrid und zwei Benzinbrüder
Der neue Multivan wird mit zwei Turbobenzinern (TSI) und als Novum mit einem Plug-in-Hybridantrieb durchstarten (mit einer 13 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie). 100 kW / 136 PS und 150 kW / 204 PS entwickeln die TSI. Der Multivan eHybrid bietet eine Systemleistung von 160 kW / 218 PS. Angetrieben wird generell die Vorderachse des Multivan, eine Allradversion ist nicht geplant. Alle Antriebsversionen sind serienmäßig an ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG) gekoppelt. Das 6-Gang-DSG des eHybrid ist ein speziell für den Plug-in-Hybridantrieb entwickeltes Getriebe, für die TSI-Versionen kommt ein 7-Gang-DSG zum Einsatz. Geschaltet werden die Getriebe erstmals im Multivan by wire und damit hochkomfortabel über einen kleinen DSG-Schalter in den Instrumenten. 2022 soll ein TDI mit einer Leistung von 110 kW / 150 PS folgen.
Mehr Assistenzsysteme
Deutlich ausgebaut wurden auch die Assistenzsysteme. Je nach Ausstattung sind es mehr als 20 Systeme. Stets serienmäßig an Bord sind unter anderem Car2X (serienmäßiges lokales Warnsystem), das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ inklusive City-Notbremsfunktion, die Ausweichunterstützung mit neuem Abbiegeassistent, die Verkehrszeichenerkennung, der Spurhalteassistent „Lane Assist“ und die Geschwindigkeitsregelanlage. Zu den innovativen neuen Systemen gehört der „IQ.DRIVE Travel Assist“, der das teilautomatisierte Fahren von 0 bis 210 km/h ermöglicht. Mit dem „IQ.DRIVE Travel Assist“ verschmelzen die neue vorausschauende automatische Distanzregelung „ACC“ (Längsführung) und der „Lane Assist“ (Querführung) zu einem neuen System, das den Komfort und die Sicherheit auf Mittel- und Langstrecken maßgeblich perfektioniert.
Interessant ist, dass sich das Bulli-Spektrum künftig in drei Säulen aufteilt: die Baureihen Multivan, Transporter 6.1 und die 2022 startenden Serienversionen des ID.BUZZ. Der „T6.1“ bleibt als Transporter und Caravelle der Spezialist für den gewerblichen Einsatz und als California die Reisemobil-Ikone. Mit dem Lifestyle-Van ID.BUZZ und dem Transporter ID. BUZZ Cargo werden zukünftig zwei rein elektrische Modelle neue Segmente erobern. Der Multivan soll der Allrounder sein.
Angeboten wird der der neue Multivan in den drei Ausstattungen „Multivan“. „Life“ und „Style“. Auf den Markt kommt Ende des Jahres auf den Markt. Preise sind allerdings noch nicht bekannt.