Besuch bei Alpine: "Der Effekt durch die Formel-1 ist gewaltig"
Von Michael Andrusio
Die Entwicklungsabteilung von Alpine bei Paris ist klein und überschaubar. Und natürlich für Außenstehende tabu. Alles was interessant sein könnte, wurde vor unserem Besuch sorgsam abgedeckt. Aber an Hand eines verhüllten Prototypen wird deutlich, wohin die Reise geht. Eine Absperrung rundherum mit der Warnung vor Stromschlägen zeigt, auch bei Alpine geht alles in Richtung Elektro.
Derzeit besteht das Portfolio aus einem Auto, der A110 (ja, es heißt die A110), aber auch das soll sich ändern, wenn die so genannte Dream-Garage von Renault-Chef Luca de Meo Gestalt annimmt.
So soll 2024 ein kleiner B-Hatch unter dem Alpine-Logo auf den Markt kommen. Man kann davon ausgehen, dass es ein sportliches Derivat des kommenden elektrischen R5 werden wird. Einen R5 als Alpine-Variante gab es in der Vergangenheit ja auch schon einmal.
Die Marke Alpine hat ihre Ursprünge im Jahr 1955 als Jean Rédélé die Marke ins Leben rief. „Alpine“ nannte er seine Firma deswegen, weil er am liebsten auf vorzugsweise kurvenreichen Strecken in den Alpen unterwegs war. 1973 übernahm Renault die Aktienmehrheit von Alpine und Anfang der 70er-Jahre machte die Ur-A110 auf den Rallyepisten der Welt Furore, war aber schon davor auch als Straßensportwagen zu haben. Auf A110 folgte A310 und später V6 GT. Der A610 war mit nur 818 produzierten Fahrzeugen ein veritabler Misserfolg. Danach war Alpine vor allem dafür zuständig, bestehende Renault-Modelle sportlicher zu machen (wie Clio oder Megane) oder produzierte Nischenmodelle wie den Renault Spider. 2017 kam mit der Neuauflage der A110 wieder ein eigenständiges Modell aus Dieppe.
2021 wurde zudem aus dem Renault Formel-1-Team das F1-Team von Alpine. „Alpine brauchte Wahrnehmung, Renault hatte das nicht notwendig. Und der Effekt für uns, als aus dem Renault-F1-Team Alpine wurde, war gewaltig“ erklärt uns Laurent Rossi, CEO der Marke Alpine.
Natürlich wird man auch beim Sportwagenhersteller nicht um eine Art SUV herumkommen. Ein Crossover GT soll das Portfolio von Alpine weiter ergänzen. 2026 soll dann die Neuauflage der A110 fertig sein – natürlich rein elektrisch. Um den Alpine-Geist auch bei Elektroautos wieder zu finden, soll es Dinge wie einen Overtake-Button (also Überhol-Knopf) wie in der Formel-1 geben und man arbeitet an einem speziellen elektrischen Sound (ob hierfür auch Jean-Michel Jarre, wie bei Renault, sorgen wird, ist noch nicht bekannt).
Überhaupt gibt es einigen Technologietransfer von der Formel-1 in die Serie. „Die Philosophie der Hybrid-Technik ist gleich – wann man auflädt, wann man Drehmoment liefert oder die Kühlung. Es gibt einen regen Austausch zwischen den Formel-1- und den Renault-Ingenieuren. Es ist einfacher, die Formel-1-Technologie auf ein Alpine-Auto anzuwenden als auf einen Captur. Der Technologietransfer existiert, ist aber für Alpine mehr relevant“, erklärt uns Laurent Rossi. Auch bei Dingen wie Aerodynamik, Leichtbau oder Thermomanagement kann man von der Verbindung zur Formel-1 profitieren.
Und die Alpine A110 mit Verbrennermotor? „Ich hoffe, dass wir die A110 noch bis 2026 produzieren können. Aber das hängt natürlich von den Homologationsvorschriften und den Stückzahlen der kommenden Elektromodelle ab", so Rossi.
Was die Entwicklung der elektrischen A110 betrifft, will Alpine mit Lotus zusammenarbeiten. Laurent Rossi dazu: „Wir sind in einem frühen Prozess der Zusammenarbeit, aber es macht Sinn mit Lotus zusammenzuarbeiten, zumal wir dieselbe DNA haben. Aber es gibt noch keine entsprechende Verpflichtung."