Autoindustrie warnt: Zu viele E-Autos, zu wenige Ladesäulen
Stromerfahrer kennen das Problem aus dem Alltag: Wo ist die nächste Ladestelle?
Denn so einfach die Sache am Papier klingt, so schwierig ist die Umrüstung vom Verbrenner auf den Stromer in der Praxis. Statt Tankstellen heißt es Trafo-Stationen und leistungsstarke Leitungen, hier muss investiert werden. Und anscheinend geht das nicht schnell genug.
Nun warnt die europäische Automobilindustrie vor einer wachsenden Kluft zwischen der Zahl öffentlicher Ladesäulen und neuer E-Autos. Die Verkäufe von Elektroautos seien in der EU zwischen 2017 und 2023 dreimal schneller angewachsen als die Zahl neu installierter Ladestationen, teilte der europäische Automobilverband ACEA heute mit. Es gebe eine alarmierende Lücke zwischen der benötigten und der künftig vorhandenen Anzahl öffentlicher Ladesäulen.
Nach ACEA-Angaben werden derzeit rund 150.000 Ladesäulen pro Jahr neu installiert. Nach Schätzungen der EU-Kommission brauche es aber 440.000 pro Jahr, damit es 2030 genug gibt. Die Automobilindustrie geht sogar davon aus, dass 1,2 Millionen neue Ladepunkte pro Jahr bis 2030 gebraucht würden. Die Umstellung auf zunehmende Elektromobilität soll dazu beitragen, dass die EU ihre Klimaziele einhalten kann.
Und in Österreich? Laut Bundesverband Elektromobilität gibt es in Österreich insgesamt 25.643 Ladestellen an 3785 Standorten. Auf den heimischen Straßen sind derzeit 166.019 rein elektrisch betriebene Pkw unterwegs. Das sind 3,2 Prozent des gesamten Pkw-Bestands.
Bis Ende März 2024 wurden in Österreich 10.802 E-Pkw neu zugelassen. Das sind 17,1 Prozent aller Neuzulassungen. Gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 3,9%. Auffällig ist, dass Benzin-Hybride um 19,5% zugelegt haben. Bei Benziner gibt es einen Minus von 6,6% und bei Diesel-PKW von 0,7%. Auch in Deutschland sieht man nach dem Förderstop einen Rückgang bei den Stromer-Verkäufen.
Deutschland steht in Sachen Ladestellen aber im EU-Vergleich noch verhältnismäßig gut dar. Knapp zwei Drittel der in der EU vorhandenen Ladesäulen konzentrierten sich auf drei Länder: Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Laut ACEA bestehe eine Korrelation zwischen guter Ladeinfrastruktur und der Zahl neu verkaufter E-Autos. Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Italien seien mit Blick auf die Zahl neu verkaufter Elektroautos und der Zahl vorhandener Ladepunkte jeweils unter den Top fünf EU-Ländern.
Neue Lade-Standorte werden gebaut
In Österreich schreitet der Ausbau voran. ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich etwa vermeldet im Bereich E-Ladelösungen auf das Know-how von ÖAMTC ePower zu setzen. Der Mobilitätsclub hat die ecoplus-Standorte in Wiener Neudorf und Krems jüngst mit sechs öffentlich zugänglichen sowie zwölf firmeneigenen Ladepunkten für E-Autofahrer ausgestattet.
Betrieben und 365 Tage im Jahr betreut werden die E-Ladestationen an den ecoplus-Standorten durch den ÖAMTC. "Ein Umstieg auf Elektromobilität kann langfristig nur gelingen, wenn ausreichend Ladeinfrastruktur geschaffen wird. Daher treiben wir auch den Ausbau von ÖAMTC ePower kontinuierlich voran, um die niederschwellige Versorgung für E-Autofahrer weiter zu beschleunigen", so Ernst Kloboucnik, ÖAMTC-Landesdirektor für Niederösterreich, Wien und das Burgenland.
Überdies erfolgt die Abrechnung im gesamten ÖAMTC ePower Lade- und Partnernetz ausschließlich mengenbasiert, sprich nach tatsächlich geladenen kWh anstatt nach Minuten. Das sorgt für mehr Transparenz und Fairness beim Laden von E-Fahrzeugen.