Ducati Hypermotard 950/SP: Last Action Hero
Dramatisch hat sich der Zeitgeist gewandelt, seit Ducati 2007 die allererste Hypermotard auf den Markt gebracht hat. Damals hatten potente V-Twin-Supermotards für Landstraßen-Gebrauch Hochkonjunktur in der Motorrad-Szene. Doch der „Megamoto“-Trend verebbte bald – bis heute konsequent modellgepflegt wurde ausschließlich die Hypermotard von Ducati.
2019 ist es nun wieder an der Zeit für ein umfangreiches Technik-Update. Wie der Wechsel der Typenbezeichnung von 939 auf 950 erahnen lässt, kann der 11-Grad-Testastretta-Motor nun mit mehr Leistung (114 PS und 96 Newtonmeter) aufwarten. Achtzig Prozent des maximalen Drehmoments sind bereits bei 3000 Touren abrufbar, die gleichmäßige Kraftentfaltung über den gesamten Drehzahlbereich garantiert spontan abrufbaren Schub. Das wird besonders während kleiner Zwischensprints, zum Beispiel bei schnellen Überholmanövern, deutlich spürbar.
Der nicht ganz vibrationsfreie 937-Kubik-Vierventilmotor reagiert spritzig-direkt auf Befehle des leichtgängigen Ride-by-Wire-Gasgriffs. Lästige Lastwechsel lassen sich sogar im Drehzahlkeller kaum provozieren.
Edle Ausstattung
LED-Tagfahrlicht, 4,3-Zoll-TFT-Cockpit und souveräne Elektronik-Assistenzsysteme (Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Wheelie-Control) sind ab Werk mit an Bord. Die schräglagenabhängigen Fahrhilfen lassen sich in jedem der drei Fahrmodi (Sport, Touring, Urban) individuell justieren, die Einstellungen bleiben auch nach Abschalten der Zündung gespeichert.
Dank rigoroser Diätmaßnahmen wurde die Hypermotard 950 außerdem auf 200 Kilo fahrfertig abgespeckt. Die Schalldämpfer sind nun aus optischen Gründen wieder unter der ab sofort schmaleren Sitzbank montiert – wo sie schon bei der Ur-Hypermotard waren.
Edle Variante
Wie gewohnt offerieren die Italiener neben dem Standard-Modell um 14.995 Euro außerdem eine mit Rennstreckenfokus konzipierte, zwei Kilo leichtere und satte 4000 Euro teurere SP-Version. Sie bezirzt mit vielen Carbon-Teilen, Schmiederädern und edlen Öhlins-Federelementen statt des konventionellen Marzocchi-/Sachs-Fahrwerks am Basismodell. Rund zwei Zentimeter Extra-Federweg lassen die SP-Sitzhöhe auf luftige 890 Millimeter wachsen und ermöglichen dadurch höhere Schräglagenfreiheit.
Der tadellose Quickshifter mit Blipper-Funktion (kupplungsfreies Herunterschalten) ist an der SP-Variante serienmäßig, kann jedoch gegen Aufpreis auch dem Standard-Modell implantiert werden. Eine lohnende Investition, denn trotz neuer Hydraulikleitung benötigt der Kupplungshebel überraschend hohen Kraftaufwand und mindestens zwei Finger.
Leichtfüßiger Fahrspaß
Abseits der Rundstrecke punktet die Basis-Version der Hypermotard 950 mit deutlich höheren Alltagsqualitäten. Dank milderer Sitzhöhe findet man an der Ampel sicheren Stand, ihr softeres Dämpfer-Setup ist mit landstraßentypisch wechselnder Asphaltqualität besser kompatibel als das allzu straffe Luxus-Fahrwerk der SP.
In punkto Bremsanlage muss man ohnehin keine Abstriche machen. Beide Funbikes lassen sich dank baugleicher Brembo-Bremszangen jederzeit brachial und dennoch wohldosiert verzögern. Verwinkeltes Kurvengewirr absolviert die athletische Italienerin herrlich leichtfüßig. Dank des nun breiteren Alulenkers lässt sie sich mühelos von einer Ecke zur nächsten dirigieren und reagiert selbst bei hohem Tempo stets willig auf Kurskorrekturen.
Wer auf Windschutz verzichten kann, wird wegen der entspannten Ergonomie selbst auf Langstrecken mit dem Ducati-Drifter glücklich. Sogar nach mehr als einem Jahrzehnt versteht es die Hypermotard immer noch wie kaum ein anderes Motorrad unkomplizierten Fahrspaß mit Alltagstauglichkeit und maximalem Coolness-Faktor zu kombinieren.