Die neuen Street-Bikes: Zugewinn an Muskelmasse
2020 wird als das Jahr der Eskalation ins Geschichtsbuch eingehen: Noch nie zuvor wurden so viele extrastarke Naked Bikes auf einen Schlag präsentiert. Die Sinnfrage muss zwangsläufig in den Hintergrund rücken: Motorradfahren ist ein Thema der Leidenschaft, die auch extremere Formen annehmen kann.
Wer der Versuchung nachgibt, kann heuer zu Allzeit-Hoch-Raketen greifen – aber auch wer nicht dem Leistungswahn verfällt, schöpft aus vollen Töpfen: unverkleidete Bikes aller Leistungsklassen mit einem Mehr an Hightech und Design.
BMW F 900 R
Vernünftig, aber alles andere als langweilig: BMW erneuert heuer sein Naked Bike der Mittelklasse, aus der F 800 R wird die F 900 R. Damit einher geht ein Leistungsschub auf 105 PS, satte 92 Newtonmeter sollten für reichlich Punch und Fahrfreude gut sein. Für BMW-Verhältnisse ungewohnt üppig ist die Ausstatttung: LED-Scheinwerfer, Traktionskontrolle, zwei Fahrmodi und das 6,5-Zoll-TFT-Display samt Connectivity sind serienmäßig am Bord. Viele weitere Goodies sind zwar kostenpflichtig, aber immerhin erhältlich. Markstart ab Februar, Preis ab 9990 Euro.
Ducati Streetfighter V4
Am anderen Ende der Preisskala ist Ducatis neuer Überflieger angesiedelt: Die auf dem Superbike Panigale basierende Streetfighter V4 kostet ab 23.295 Euro. Dafür bekommt man den 1103 Kubikzentimeter großen V4-Motor, der hier 208 PS und ein maximales Drehmoment von 123 Newtonmeter leistet. Um das Bike auch bei Hyperspeed auf den Asphalt zu pressen, bekam die Ducati ein stilistisch polarisierendes Aerodynamik-Package an den Flanken verpasst. Fahrfertig wiegt die Streetfighter V4 nur 201 Kilo – oder 199 Kilo, wenn man zur teureren S-Version mit Schmiedefelgen und Öhlins-E-Fahrwerk greift.
Kawasaki Z H2
Wer ähnlich massive Power (200 PS), aber noch deutlich mehr Drehmoment (137 Newtonmeter) haben will, der greift zur neuen Über-Kawa. Sie stellt nach Sport- und Sporttouring-Bike die dritte Spielart mit Kompressormotor dar – und damit ein Unikum in der Szene. Die fahrfertig 239 Kilo schwere Z H2 kommt überdies mit zeitgemäßen Assistenzsystemen, hochwertigem Fahrwerk sowie TFT-Cockpit samt Connectivity und App-Anbindung. Die Rakete kostet 19.299 Euro.
KTM 1290 Super Duke R/ KTM 890 Duke R
Mit einer Neuauflage des bärenstarken Naked Bikes wollen auch die Oberösterreicher im Konzert der Leistungseskalation mitmischen. Der für Euro 5 fit gemachte V2-Motor soll nun 180 PS und ein brachiales Drehmoment von 140 Newtonmeter leisten. Sämtliche Elektronik-Features sind auch hier zu finden, die Identifikation des neuen Modells ist aber eher Experten vorbehalten: Carbon-Rahmenheck, Lichtmaske mit Spalt oder die geschwungene Krümmerführung sind die sichersten Möglichkeiten, das neue Modell als solches zu erkennen. Die zweite Generation des „Beast“ kostet 21.299 Euro.
Mit 13.899 Euro ist die neue 890 Duke R deutlich günstiger, bringt aber jedenfalls edelste Komponenten mit. Der auf 890 Kubik vergrößerte Reihen-Zweizylinder leistet 121 PS, das Trockengewicht liegt bei asketischen 166 Kilo.
Kawasaki Z900/Z650
Kawasaki holt nicht nur die Z H2 neu ins Programm, sondern überarbeitet auch seine beliebten Naked Bikes der Mittelklasse. Beide erhalten nun ein 4,3-Zoll-TFT-Cockpit samt Connectivity sowie LED-Scheinwerfer. Bei der Z900 gehen die Modifikationen aber noch tiefer, inkludieren eine Überarbeitung des Rahmens und die Zugabe von vier Fahrmodi sowie – endlich – einer dreistufigen Traktionskontrolle. Die Preise beginnen bei 7399 Euro für die Z650 und 10.499 Euro bei der Z900.
Triumph Rocket 3
Am Ende noch ein Superlativ: der größte Motorradmotor im Serienbau. Er steckt im Rahmen der Rocket 3, die heuer in zweiter Generation lanciert wird. Der auf 2,5 Liter angewachsene, 167 PS und 221 Newtonmeter starke Dreizylinder wird wieder längs eingebaut und gibt seine Kraft über eine Kardan-Einarmschwinge an den 240er-Hinterreifen weiter. Zwei Versionen spreizen die Palette: die R (25.600 Euro) und die tourentauglichere GT (26.600 Euro).