Motor

Mit dem Skoda Kodiaq über Stock und Stein am Balkan

Hut ab war das Fazit für den Skoda Kodiaq Scout nach drei Tagen und knapp 900 km Fahrt vorwiegend über nicht asphaltierte Feld- und Waldfahrbahnen mit tiefen Schlaglöchern, messerscharfen Steinen, morastigem Untergrund in Bulgarien und vor allem Mazedonien. Außer ein paar Reifenplatzern und Schlepphilfen aus Schlammlöchern gab es keinerlei Zwischenfälle mit dem SUV. Am ersten Tag waren wir Journalisten dem Führer und Offroad-Spezialisten vor Ort, Vladimir Shosholchev, noch zu langsam. „Bei diesem Tempo werden wir morgen bis Mitternacht unterwegs sein!“ Die 400 km gingen sich dann doch in 10 Stunden aus.

Besonders auffallend war die Behändigkeit des SUV beim Überfahren von tiefen Schlaglöchern und schlammigen Spurrillen auf ausgewaschenen Wegen, obwohl der Kodiaq auch in der Scout-Version über keine verstellbare Bodenfreiheit verfügt. Sie beträgt fix knapp 20 cm (siehe Zusatzartikel). Von großem Vorteil sind die kurzen Überhänge.

Auch das Zusammenspiel von Lenkung, Motor-, Getriebe- und Antriebssteuerung ist im Normalfall nie so intensiv zu erleben wie unter diesen extremen Bedingungen. Die Erfahrungen zeugen von einem großen „Fingerspitzengefühl“ der Entwickler, und das, obwohl Skoda nicht zu den großen Pionieren beim Allradantrieb zählt. Erst seit 1999 werden Skoda-Pkw mit Allradantrieb angeboten, der Allradanteil beträgt derzeit nur 10 Prozent, was jedoch auch mit dem erst relativ späten Einstieg von Skoda in die SUV-Klasse zusammenhängt. Vom Kodiaq werden 60 % mit Allradantrieb geordert.

Beeindruckend war auch die Verarbeitungsqualität. Trotz der tagelangen Rumplerei über Stock und Stein und teils atemberaubender Verschränkungen waren bis zum Ende der Fahrt keine Karosseriegeräusche, kein Knistern im Armaturenbrett oder irgendein Klappern zu hören.

Sehr positiv für unübersichtliche Gelände-Passagen ist auch die gute Übersichtlichkeit, die der Fahrer im Kodiaq hat. Die Sitze geben guten Halt, allein die dem Euro-NCAP-Crashtest geschuldeten unbequemen Kopfstützen schmälern den hervorragenden Eindruck.

Impressionen von der Tour

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Allradtechnik

Skoda benutzt die Komponenten aus dem VW-Konzern-Baukasten, stimmt sie aber individuell auf jedes Skoda-Modell ab. Seit 1999 wurde die Technik sukzessive verbessert. In Situationen, wo der Lenker früher selbst das Tempo stark senken musste, wird er nun von der Elektronik unterstützt, was vor allem unerfahrenen Geländefahrern zugute kommt. Der Fahrer profitiert vom vorausschauenden Verhalten der jüngsten Lamellenkupplung und den sanften Eingriffen der elektronischen Stabilitätssysteme (ESC, XDS+, ASR).

Die erste Generation der Allrad-Lamellenkupplung konnte nur die unterschiedliche Geschwindigkeit der Achsen regulieren. Die Kupplungsschließgeschwindigkeit zwischen Vorder- und Hinterachse war dreimal langsamer als jetzt. Der 4x4-Antrieb war um 6 kg schwerer. Das in der Elektropumpe integrierte Zentrifugalventil erlaubt nun die vollständige Verknüpfung der Kupplung auch bei stehendem Fahrzeug, was beim Losfahren volle Traktion bringt.

Diese ist nun grundsätzlich besser, vor allem beim Anfahren mit einem Anhänger oder auf einer verschneiten Bergstrecke. Mit dem so genannten Offroad-Modus, der im Kodiaq Scout verbaut ist, werden zudem die Fahreigenschaften auf schlechtem Untergrund unter 30 km/h spürbar verbessert. Was sich auf den Fahrten in Mazedonien vielfach bewährte.

Daten und Fakten

Skoda Kodiaq Scout 2,0 TDI 190 PS, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb. Abgasstufe: EU6b mit katalytischer Entstickung (SCR mit Adblue). 0–100 in 8,6 sec, Spitze 210 km/h, max. Anhängelast gebremst 2500 kg, Verbrauch: 5,7 l/100 km (150 g/km ).

Bodenfreiheit: 194 mm, Überhang v/h 20,1/22,8 Grad, Rampenwinkel 21,3 Grad. Wattiefe: keine Angabe.

Die rustikalere Variante ist um 9 mm länger als das Basismodell und hat 19-Zoll-Reifen serienmäßig. Auch sie hat 5 oder 7 Sitze. Ihren Geländecharakter unterstreichen z.B. ein silberfarbener Unterfahrschutz, die dunkel getönten Heck- und hinteren Seitenscheiben. Serienmäßig sind zudem der „Offroad-Assistent“, der per Knopfdruck die elektronischen Fahrwerksysteme an Fahrten abseits der Straße anpasst, ein Schlechtwegepaket, Einparkhilfe v/h und die Fahrprofilauswahl (Eco, Normal, Sport, Individual, Snow). Die Bodenfreiheit ist aber nicht variierbar.

Skoda Allradkompetenz Die ersten Modelle mit Allradantrieb entstanden in den 1930er Jahren (Bus-Prototyp, Armeefahrzeug). 1952 kam der Typ 973, ein kompakter Geländewagen mit zuschaltbarem Vorderradantrieb. Nach diversen Armeefahrzeugen und zivilen Prototypen entstand 1999 der erste moderne Skoda mit Allrad, der Octavia Combi. Seitdem wird das Angebot ständig ausgebaut, inzwischen sind es 13 Modelle. 2017 war jeder 10. Skoda ein Allradler. Mehr als 700.000 Skoda 4x4 wurden seit 1999 hergestellt. Das meistverkaufte Skoda Allradmodell war der Kodiaq mit 60 % Allrad-Anteil.