Ferrari 288 GTO Evoluzione: Der rare Wegbereiter des F40
Von Michael Andrusio
Das Auktionshaus RM Sothebys versteigert von 19. bis 21. Oktober einen Ferrari 288 GTO Evoluzione im Rahmen einer Online-Auktion. Bei den Sotheby's Sealed Auktionen sehen die Bieter zwar, an welcher Stelle sie mit ihrem Gebot liegen, aber nicht wie hoch die Gebote von anderen Bietern sind.
Und es ist zu erwarten, dass die gebotenen Summen schwindelerregend sein werden. Gehört doch der 288 GTO Evoluzione zu den rarsten Modellen der Marke aus Maranello. Wie der Name vermuten lässt, basiert der Evoluzione auf dem 288 GTO, der 1984 vorgestellt wurde. Tatsächlich überlegte man bei Ferrari Anfang der 80er-Jahre die Rallye-Weltmeisterschaft aufzumischen und das geltende Reglement war das der Gruppe B. Nachdem die Modifikation des 308 reglementtechnisch nicht möglich war, baute man ein völlig neues Auto und das war der 288 GTO.
Das Reglement sah vor, dass mindestens 200 Exemplare des entsprechenden Fahrzeugs mit Straßenzulassung aufgelegt werden mussten. Tatsächlich waren es im Fall des 288 GTO sogar 272 (von denen der letzte an Niki Lauda ging, aber das ist eine andere Geschichte).
Um die Entwicklung weiter voranzutreiben, begann man auch an der Arbeit an Evolutionsmodellen, die in einer kleinen Stückzahl für den Einsatz bei Rundstreckenrennen gedacht waren. Noch bevor Ferrari mit dem 288 GTO in die Rallye-WM einstieg, wurde das Reglement nach einigen katastrophalen Unfällen mit den PS-strotzenden Gruppe-B-Autos abgeändert. Ferrari baute von den 288 Evoluzione Versionen fünf Stück. Und statt für eine Weiterentwicklung des Rallyeautos diente der Evo als Testlabor für den kommenden Supersportwagen F40 und war gewissermaßen das Bindeglied zwischen Ferraris Überfliegern der 80er, 288 GTO und F40.
Für die Evoluzione-Modelle wurde das Gewicht weiter reduziert. Die Karosserie wurde aus Glasfaser und Kevlar gefertigt, der Heckflügel aus Kohlefaser und so drückte man das Gewicht auf 940 kg. Gleichzeitig holten die Motorentechniker noch mehr Leistung aus dem V8 mit Turboaufladung, der in der Straßenversion des GTO 400 PS leistete. Mit größeren Turboladern und weiteren Motormodifikationen kam man auf 650 PS. Das machte den Ferrari 370 km/h schnell.
Das Auto mit der Fahrgestellnummer 79888 ist das vierte von nur fünf gebauten Evoluzione-Modellen. Es wurde offiziell 1988 fertiggestellt und dann nach Belgien an den Ex-Privatrennfahrer Jean Blaton verkauft. Nach vier Jahren ging es an die Garage Francorchamps, um 2006 an einen Sammler in Großbritannien und ein Jahr später an einen kanadischen Geschäftsmann verkauft zu werden. Sein Name ist Formel-1-Fans wohlbekannt, denn es war niemand geringerer als Lawrence Stroll, der heutige Besitzer des Formel-1-Teams von Aston Martin.
Stroll hatte den 288 GTO Evoluzione sechs Jahre lang in seiner Sammlung, bevor er ihn weiter verkaufte. Nach einigen Besitzern in den USA kam der Wagen 2019 wieder zurück nach Europa zu seinem jetzigen Eigentümer. Der ließ den Ferrari bei Michelotti grundlegend renovieren. Unter anderem wurden Kraftstoffleitungen, Ölleitungen, Bremskraftstoffleitungen und Antriebswellenmanschetten ersetzt, Federungsdämpfer, Bremssättel, Originalgetriebe, Wasserpumpe und beide Turbos überholt. Der Evoluzione bekam neue Reifen wurde komplett im originalen Rosso Corsa neu lackiert und die Armaturenbrettabdeckungen, Sitzbezüge, Sicherheitsgurte, Türfenster und das Glas der Rückspiegel wurden ersetzt. Allein die Überholung bei Michelotti kostete 133.000 Euro.
Einen Schätzpreis nennt das Auktionshaus nicht, erklärt aber, dass die Gelegenheit so ein Auto zu erwerben noch seltener ist, als die Chance eines bei einem Concours oder in einem Museum zu sehen.
Info: RM Sothebys