Mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, hat unerwartete Nebenwirkungen
E-Bikes sind in - das zeigt sich an den Verkaufszahlen. Während im Jahr 2009 laut VSSÖ noch 12.000 E-Bikes verkauft wurden, waren es im Vorjahr bereits 219.000 – eine Steigerung von 1.700 Prozent. Der Anteil der verkauften E-Bikes an allen abgesetzten Fahrrädern stieg im gleichen Zeitraum von 2,6 auf 52 Prozent. Somit wurden im Vorjahr erstmals mehr E-Bikes als klassische Fahrräder verkauft.
Und sie hätten das Zeug, das Auto in vielen Fällen zur ersetzen: Fast 20 Prozent der Alltagswege sind kürzer als 2,5 km, 40 Prozent kürzer als 5 km und mehr als 60 Prozent kürzer als 10 km sind. Dennoch, so meldet der ÖAMTC, werden die meisten davon mit dem Auto zurückgelegt.
Nur wenige radeln zur Arbeit
Laut einer ÖAMTC Umfrage vom September 2023 nutzen sechs von zehn Menschen ihr E-Bike für Einkäufe oder private Erledigungen. Jedoch nur ein Drittel für den Weg zur Arbeit oder Ausbildung. Vor allem auf dem Land kommt das E-Bike häufiger zum Einsatz. Die Nutzung variiert zudem stark mit den Jahreszeiten, insbesondere mit Sommer und Winter - 95 Prozent gegenüber 28 Prozent.
Hier besteht also noch Potenzial
Laut einer im International Journal of Epidemiology veröffentlichten Studie gibt es nämlich abseits der Verkehrsentlastung und des Umweltschutzes noch weitere Benefits: Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, bekommen seltener Medikamente zur Behandlung von Angstzuständen oder Depressionen verschrieben als diejenigen, die mit anderen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Die Analyse von fast 380 000 in Schottland lebenden Menschen legt also nahe, dass das Pendeln mit dem Fahrrad das Risiko psychischer Erkrankungen verringert.
Bisherige Forschungsergebnisse deuteten zwar darauf hin, dass sich das Radfahren zur Arbeit positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirkt, aber die meisten Studien umfassten nur eine kleine Anzahl von Teilnehmern und die Messung der psychischen Gesundheit anhand von Selbstauskünften.
Die Forscher stellten fest, dass die Verschreibungen für Depressionen oder Angstzustände bei Fahrradpendlern in den fünf Jahren nach Studienbeginn um 15 Prozent zurückgingen, verglichen mit Nicht-Radfahrern. Das Pendeln mit dem Fahrrad führte bei Frauen zu einer stärkeren Verringerung der Verschreibungen für psychische Erkrankungen als bei Männern.
"Damit die Verlagerung zum Fahrrad stattfinden kann, sind jedoch entsprechende anreizbasierte Maßnahmen notwendig", sagt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé in einer Aussendung.
"Vielfach fehlen sichere Radvwege zwischen Gemeinden und direkte Verbindungen vom Umland in die Städte. Auch der Transport im öffentlichen Verkehr sollte erleichtert und nicht, wie heute, stark eingeschränkt sein. Weiters fehlen vielerorts sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, sowohl am Wohnort als auch am Arbeitsplatz – hier könnte man Radfahrenden sowie E-Bikern mit einfachen Maßnahmen sehr entgegenkommen. Die zur Verfügungstellung öffentlicher Ladepunkte könnte ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten."