Motor/E-Mobility

Mit dem E-Auto auf Skiurlaub in Tirol (4): The Return of the E-Jaguar

Wer gar nicht weiß, worum es hier geht, möge hier nachlesen:

Dieser Tagebucheintrag soll nur kurz werden.

Bevor ich zur eigentlichen Rückreise komme, eine kurze Frage, die speziell meinen Benzin-Brüdern und -Schwestern gewidmet ist: 

Woher kommt das in Österreich verkaufte Erdöl eigentlich?

Da kommen Sie nie drauf!

Vielleicht aus der Nordsee? Oder von den Amis, Donald Trump?

Weit gefehlt. Kasachstan ist die richtige Antwort, das zeigt der Energiebericht von 2018 (hier der Link) des Energie-Ministeriums (Seite 36), weit vor Libyen, dem Iran und Aserbaidschan. Drei Millionen Tonnen Öl aus Kasachstan, 1,8 Millionen Tonnen aus Libyen, eine knappe Million Tonnen aus dem Iran und 740.000 Tonnen aus Aserbaidschan.

Kasachstan grenzt an Russland und China, und ist jenes Land, in dem die Hauptstadt Aqmola, dann Astana und jetzt Nur-Sultan heißt, benannt nach dem langjährigen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Das ist also, als würde Wien inzwischen „Heinz“, „Thomas“ oder „Kurt“ heißen, wahrscheinlich aber eher „Bruno“, auch wenn der nie Präsident war.

Dieser Einschub, mit wem wir da seit langem Geschäfte machen, sei gestattet bei all den Fragen, woher denn unser Strom für die Energie- und Verkehrswende herkommen soll. Den Strom werden wir nämlich zum allergrößten Teil selbst produzieren können. Sagt jedenfalls die Bundesregierung, die alte und die neue.

„Ziel ist es,“ steht im Regierungsprogramm auf Seite 112 (Link), „die Stromversorgung bis 2030 auf 100% (national bilanziell) Ökostrom bzw. Strom aus erneuerbaren Energieträgern umzustellen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich zu stärken.“

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, die Sonnenstromproduktion (Photovoltaik) muss mehr als verzehnfacht werden, die Windkraft verdreifacht und auch die Wasserkraft und ein wenig die Biomasse-Stromerzeugung angekurbelt werden.

Derzeit (Daten aus 2018) wird unser Strom vor allem in Laufkraftwerken an den Flüssen produziert (43%), er kommt aus fossilen Erdgas-Kraftwerken (16,3%), aus den alpinen Speicherkraftwerken (13,9%), und aus den Windkraftwerken (9,8%). Aber eben auch noch immer aus Kohle (3,2%).  Eine Aufstellung der aktuellen Energieproduktion vom Vortag gibt dieses sehr empfehlenswerte Twitter-Konto:

Volles Risiko

Es ist Samstagabend, wir wollen morgen Vormittag zurück nach Wien losfahren. Und ich habe vor, volles Risiko zu gehen, und mein Wohlergehen, das wesentlich vom Wohlergehen meiner Frau (29, seit vielen Jahren) und meiner Tochter (7) abhängig ist, ganz in die Hände einer Mobiltelefon-Applikation namens abetterrouteplanner.com zu legen.

Zugegeben, das Risiko besteht nur darin, möglicherweisen an irgendwelchen Tankstellen oder Fastfood-Lokalen mit Schnelladesäulen irgendwo im Nirgendwo im Unterinntal, in Bayern oder im Salzkammergut stundenlang hängen zu bleiben. Aber das Kind liebt Langeweile nicht wirklich, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Also ja, ein überschaubares Risiko, aber es geht ja in diesem Tagebuch auch um die Frage, wie groß der Komfortverlust im Vergleich zu den Verbrenner-Autos ist. Mein Schwager wird mit seinem Benzin-Hybridauto wohl bis Wien durchglühen, nur die Piselstopps für Hund, Frau und Töchter können den aufhalten.Das Auto hat 86% Akkustand, nach dem Vorheizen vor dem Wegfahren wohl nur mehr 85%.

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Die App sagt mir Befremdliches: Ich möge drei Ladestopps einlegen am Weg vom Ötztal nach Wien:

Nach 194 Kilometer bei einer Tankstelle in Bayern, wo ich mit meiner plugsurfin.com-Ladekarte, die mir die netten Menschen von Jaguar Österreich mitgegeben haben, laden können sollte.

Laut App sollte ich dort mit 19 Prozent Batterie ankommen, und 21 Minuten bei „Allego“ laden, bis auf 53 Prozent.

Dann 90 Kilometer weiter bis Mondsee fahren, und dort bei einer Ionity-Säule 28 Minuten laden, von 15 Prozent auf 61 Prozent.

Dann 109 Kilometer weiterfahren bis St. Valentin, und dort den mit 41 Minuten längsten Ladestopp von 15% auf 77% einlegen.

Dann sollte ich 157 Kilometer bis in die Wiener Muthgasse weiterfahren können, sagt die App, und dort mit 10 % Restakku ankommen.

Insgesamt, so die App, würde ich für die Rückreise 7h 21 min benötigen, 5h 25 min davon fahren und 1h 29 min mit Laden zuwarten müssen. Die Hinfahrt hat mit zwei Tankstopps rund achteinhalb Stunden gedauert, also deutlich länger. Deswegen auch mein blindes Vertrauen in die App, die wahrscheinlich irgendein 14-Jähriger programmiert hat - was bleibt mir denn übrig. 

Kurz noch zur App: Die will zuerst wissen, mit welchem E-Auto man unterwegs ist (Jaguar I-Pace), mit welchem Ladestand man wegfährt (85%), was der durchschnittliche Verbrauch ist (bisschen über 30,3kWh/100 km) und wie schnell man fahren will (maximal 120 km/h).Was sie nicht wissen will ist, wie schnell mein Auto laden kann. Laut Handbuch mit bis zu 100kW, beim im vorigen Blog erwähnten ÖAMTC-Test nur 45 kW. Ein sehr freundlicher Arzt nahe Innsbruck hat mich aufgeklärt, dass das wohl davon abhängig ist, wie heiß die Batterie nach der Fahr ist. Ist sie überhitzt, lädt sie langsamer. Der Jaguar-I-Pace-Fahrer hat mich überdies darüber aufgeklärt, dass die Reichweite etwas geringer ist, weil von den 90kWh Kapazität im I-Pace nur etwas mehr als 80 kWh tatsächlich zur Verfügung stehen, damit die Batterie nicht so schnell kaputt geht.

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Eine kleine Einschränkung gibt es zudem: Ich habe ein E-Auto und könnte daher durch die IG-L-100/kmh-Zonen im Inntal und bei Linz mit 130km/h glühen. Kann ich aber nicht, weil ich kein grünes Kennzeichen habe, das ist aber gesetzlich vorgegeben, wenn man 130 (oder 120) fahren will. Das hat mich eigentlich nicht gestört, bis zu diesem Zeitpunkt. So gerne hätte ich meinem Schwager auf der Inntal-Autobahn zugewunken, während ich ihm davonfahre. Naja.

Jetzt geht’s los, möge die Übung gelingen. Update gibt’s wohl erst Montagfrüh. Dann möchte ich auch kurz über die Kosten der E-Mobilität erzählen.