Motor/E-Mobility

Warum das Auto-Laden eine Lotterie bleibt

Hochkar, 31. 12. 2023: Mit wenigen Prozent Restakkuladung schafft es Johann gerade noch zur E-Ladestation am Parkplatz des Skigebiets. Zwei Schnelllader mit einem 60-kW-Anschluss stehen dort. Mit einem QR-Code an der Ladesäule wird ein Link übermittelt, um sich anzumelden, damit endlich Strom fließen kann. Doch leider – „Oops, an error occured. Try again“, steht auf der Webseite. Müßig zu erwähnen, dass „noch einmal versuchen“ nicht zielführend ist.

Das Beispiel der Lade-Lotterie ist eines von vielen und zeigt, was bei der Mobilitätswende weg von den fossilen Verbrennern hin zu den Elektrofahrzeugen alles nicht klappt.

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Abo-Modelle

Einem „normalen“ Verbrenner-Fahrer kann man fast nicht erklären, wie das Laden eines E-Autos in Österreich funktioniert: Kaum wo kann nur die Bankkarte zum Bezahlen hingehalten werden, man benötigt fast immer spezielle Ladekarten, die von unzähligen Firmen angeboten werden. Die große Kunst ist dann, herauszufinden, welche Ladestation welche Ladekarte „akzeptiert“. Noch befremdlicher: Viele Ladekarten arbeiten mit einem Abo-System, je teurer die monatliche Mitgliedschaft, desto billiger der Tankvorgang an der Ladesäule. Bei Superschnellladern können die Preise pro Kilowattstunde leicht einen Euro ausmachen, ein Vielfaches der Kosten des Haushaltstromes. Dazu muss man wissen, dass die E-Pkw je nach Modell unterschiedlich schnell laden können.

Für Verbrennerfahrer ist das alles undenkbar. Aber immerhin sind die Ladestationen auf den Hauptverkehrsachsen meist problemlos nutzbar. Im besten Fall „erkennt“ die Ladesäule das Auto, weiß, dass eine Bankkarte hinterlegt ist, und startet den Ladevorgang sofort.

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Wie verrückt es ist, sich durch den Dschungel an Tarifen und Ladekarten-Abos zu wühlen, hat auch die E-Control und das Klimaministerium dazu bewogen, mit ladetarif.at“ etwas Licht in den Tarifdschungel zu bekommen. Mehr als 150.000 E-Autos sind in Österreich bereits zugelassen, mehr als 25.000 öffentliche Ladesäulen gibt es. Das BMK bestätigt, dass im „hochrangigen“ Straßennetz die Ladeinfrastruktur gut ist, nur im ländlichen Raum seien Probleme evident, nicht zuletzt „aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Darstellbarkeit für eigenwirtschaftlich handelnde Ladeinfrastrukturbetreiber“.

„Ich sehe nicht wirklich einen Dschungel“, entgegnet Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverband Elektromobilität (BEÖ). Er vergleicht das mit den Mobiltelefontarifen, wo man auch nur anfangs aus unterschiedlichen Tarifen auswählt. „Aber ja, wir haben anfangs eine Lernkurve durchlaufen müssen.“ Lange blieb auch unklar, was die Autohersteller anbieten – etwa bei der Ladegeschwindigkeit. Das Ladenetz werde zügig ausgebaut. Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich sieht schon eine Dringlichkeit, den herrschenden „Hemmschuh zu beseitigen“. Schließlich wäre das aber auch in ganz Europa noch ein Problem.