Motor/E-Mobility

E-Mobilität: „So dicke Kabel gibt es nicht“

Wolfgang Gawlik, TU-Professor für Energiesystemtechnik, sieht die E-Mobilität vor vier großen Herausforderungen:

  • Den Preis. E-Autos kosten nach wie mehr als jene mit Verbrennungsmotor.
  • Auswirkungen auf die Strom-Infrastruktur.
  • Die Reichweite.
  • Das „alte“ Denken der Kunden beim Laden.

Gemäß dem Tätigkeitsbereich der anwesenden Firmen beschäftigten sich die Vortragenden auf der Tagung „Full of Power – Die Zukunft fährt elektrisch“, veranstaltet von der Firma Enio (siehe Zusatzartikel), vor allem mit möglichen Lösungen beim Laden und bei der Infrastruktur.

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- Netzbelastung Die Vortragenden leugneten gar nicht, dass unkontrolliertes Laden die Netzstabilität gefährden würde. Dem soll durch geregeltes Laden, wie es heute schon an manchen öffentlichen Ladestellen üblich ist, auch im privaten Bereich begegnet werden (siehe „Laden“). Geregelte Ladesäulen würden nur 200 € mehr kosten als ungeregelte.

Kein großes Problem sah Fritz Vogel, einer der beiden Geschäftsführer von Enio, im zusätzlichen Strombedarf durch eine Umstellung auf E-Mobilität. Selbst bei 100 % E-Fahrzeugen würde der Strombedarf in Österreich um nur 28 % erhöht. Für die Berechnung wird ein mittlerer Strombedarf von 20 kWh/100 km pro E-Fahrzeug (inkl. Busse und Lkw) angenommen. In Anbetracht der Steigerung der Stromproduktion um 58 % zwischen 1990 und 2010 zeigte sich Vogel optimistisch, dass die zusätzlichen 28 % machbar sind. Die Grafik der E-Control zeigt jedoch auch, dass die Stromimporte ebenfalls stark zunehmen, vor allem in den Winter- und heißen Sommermonaten mit hohem Strombedarf, aber geringer Stromproduktion etwa wegen Niedrigwasser.

Dennoch: Durch einen kompletten Umstieg auf E-Mobilität sinke der Gesamtenergiebedarf enorm, Österreich spare sich dadurch 4,5 Mrd. € pro Jahr. „E-Mobilität ist kein Problem für die Energiewirtschaft, sondern Teil der Lösung“, so Vogel.

- Laden Vogel sieht hier nicht nur einen großen Umdenkbedarf bei der Infrastruktur, sondern auch bei den Kunden. „Ungesteuertes Laden, dass ich mein Auto anstecke, wann ich will, wird nicht funktionieren.“ Die Netzbelastung sei einfach zu groß, wenn die E-Auto-Fahrer am Abend, wenn sie heimkommen, ihr Auto zum Laden an die Steckdose anschließen, somit zu einer Zeit, wo das Netz ohnehin schon stark belastet ist.

Stattdessen sei gesteuertes Laden nötig, heißt, der Strom fließt dann in die Autobatterie, wenn der generelle Stromverbrauch gering ist. Auf die Frage eines Teilnehmers gibt Vogel zu, dass der Kunde weiterhin keine Garantie hat, dass in der Früh sein Auto voll geladen ist.

Schon heute wird bei öffentlichen Ladestellen mit mehreren Anschlüssen das Laden so geregelt, dass das zweite Auto erst dann etwa die vollen 22 kW abzapfen kann, wenn das erste Auto vollgeladen ist.

- Reichweite In Zukunft werden E-Autos eine Reichweite von 300 km haben. Bei einer mittleren Fahrleistung von 40 km pro Tag hätte der Kunde damit für 8 Tage Strom in der Batterie und somit ausreichend Zeit zum Laden. Wer mehr Flexibilität wolle bzw. brauche, solle einen höheren Preis für die Kilowattstunde bezahlen.

- Altes Denken In einer Minute 50 Liter und somit bei einem sparsamen Auto 1000 km Reichweite zu tanken wie heute, das sei mit Stromladen definitiv nicht möglich. Für ein Äquivalent von 50 l Sprit pro Minute braucht man 20 bis 30 Megawatt, so Gawlik. „So dicke Kabel gibt es gar nicht.“ An einer Haushaltssteckdose sei ein Äquivalent von 1 l Benzin pro Stunde möglich. Nachdem die meisten Autos ohnehin die meiste Zeit geparkt sind, sei dies vollkommen ausreichend. Grundsätzlich reicht laut Vogel eine mittlere Ladeleistung von 400 Watt. Nach 20 Stunden Laden seien 8 kWh erreicht, genug für eine 40-km-Fahrt.

Bezahlt werden soll künftig, so Vogel, mit den verschiedensten Varianten – nur nicht mit Bargeld und auch nicht mit NFC, Letzteres sei zu teuer. Der Preis beim Laden sei neben dem hohen Preis fürs Fahrzeug ein großes Problem: „Alle wollen mitverdienen“, vom Ladestellen-, über den Stromanbieter bis zum Parkgebühreneinheber.

- Roaming Während das Bezahlen mit einer Karte für verschiedene Anbieter nicht einmal im kleinen Österreich laut Erfahrung des Motor-KURIER funktioniert, arbeitet Enio mit Partnern intensiv an einer EU-weiten Lösung.

Über Enio

Die Enio GmbH wurde 2013 gegründet. Geleitet wird sie von den beiden Geschäftsführern Franz Schodl und Friedrich Vogel. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Steuerung von Infrastruktur für E-Mobilität (Ladestellen) und die Energieabrechnung für E-Geräte, die sie für zahlreiche Betriebe (z.B. E.ON, Deutsche Telekom AG, Immobilienverwaltungen, Gemeinden,Supermärkte, Energieversorger) von 5 bis 100.000 Mitarbeitern erledigt. Derzeit betreut Enio rund 8000 Ladepunkte von 3 bis 150 kW von Schweden bis Kroatien.

Ladesysteme

Enio bietet auch Lademöglichkeiten („eniBella“, „eniMax“) über Gehsteige hinweg z.B. für Laterndlparker mit extra-langem Kabel. Damit können Privatpersonen ihre Ladestellen auch anderen Nutzern auf öffentlichen Straßen zugängig machen.