Motor

Diesel im Sinken, Elektro im Kommen

Die Verunsicherung ist derzeit groß unter all jenen die überlegen, sich in nächster Zeit ein neues Auto zuzulegen. Vor allem wenn der Neue ein Diesel sein soll. Drohende Fahrverbote und schwindende Wiederverkaufswerte machen die Entscheidung nicht gerade einfach.

Dass der Wiederverkauf  ein Problem darstellen könnte, bestätigt auch der Gerichtssachverständige Wolfgang Haslinger. Die anhaltende Diskussion rund um Dieselmotoren hat dazu geführt, dass gebrauchte Dieselfahrzeuge 10 bis 15 Prozent an Wert verloren haben, so Haslinger. Bis zum Frühjahr 2017 sei keine signifikante Veränderung bei den Preisen für Dieselautos zu sehen gewesen. Nun würden aber Neu- und Gebrauchtwagen mit Dieselantrieb nur mehr mit "größeren" Rabatten verkauft.

Besonders betroffen seien Fahrzeuge mit Motoren der Euro-5-Norm. Denn für ältere Modelle gebe es Rücktauschprämien. Zwar sei die Diskussion durch den "VW-Abgasskandal" ausgelöst worden, inzwischen sei es aber ein "genereller Dieselskandal" sagte Haslinger bei einer Verhandlung vor dem Landesgericht Linz. Der Abschlag von 10 bis 15 Prozent sei "zusätzlich zur normalen altersbedingten Abwertung zu verstehen". "Nach meinem heutigen Wissensstand" sei auch künftig nicht mehr von einer Verbesserung der Preise für ältere Dieselfahrzeuge auszugehen.

Noch dramatischer ist die Situation rund um den Diesel in unserem Nachbarland Deutschland. Laut Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg ist die Zahl der neu zugelassenen Dieselautos in Deutschland im Oktober binnen Jahresfrist um 17,9 Prozent gefallen. Im Oktober kauften nur knapp 35 Prozent der deutschen Autokäufer ein neues Modell mit Dieselmotor.

Ferner berichtet der Branchendienstleister Deutsche Automobil Treuhand (DAT), dass der Wert von dreijährigen Gebrauchtwagen über alle Modelle und Marken in Deutschland bei 54,2 Prozent des ehemaligen Listenneupreises liegt. Vor einem Jahr betrug dieser Wert noch 54,5 Prozent. Bei gebrauchten Benzinern dagegen lag der Wert stabil bei 56,1 Prozent.

Elektroautos

Dagegen setzen immer mehr Hersteller auf die Elektromobilität. Sei es, dass neue Modelle – als reines Elektroauto oder als Hybrid – auf den Markt kommen sollen oder dass man sich zusammentut um den Ausbau der Infrastruktur an Lademöglichkeiten voranzutreiben.

Auch in Österreich wird der Ausbau entsprechend vorangetrieben. Bis zum Jahr 2020 sollen allein in Wien 1000 neue Ladestationen stehen. Österreich ist übrigens was die Neuzulassungen von Elektroautos betrifft Spitze in Europa. Im ersten Halbjahr betrug der Zuwachs bei den E-Autos 1,4% unter den neu zugelassenen Autos. Zum Vergleich: Schweden und Frankreich kommen auf ein Plus von 1,2 %, Deutschland auf 0,5%. Der EU-Durchschnitt liegt bei 0,6%. Spitzenreiter in Europa ist freilich Norwegen mit einem Zuwachs von 19,1% - allerdings werden E-Autos dort besonders gefördert.

Dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur gefördert werden muss, hat nun auch die EU-Kommission erkannt. EU-Klimakommissar Miguel Arias Canete will den Ausbau von Stromtankstellen für Elektroautos mit 800 Mio. Euro fördern. Damit und mit Geld der Mitgliedstaaten solle ab sofort ein dichtes Netz von Ladestationen in ganz Europa aufgebaut werden. Der Fördertopf ist Teil eines Pakets für klimafreundlichere Autos bis 2030, das die Kommission am Mittwoch vorstellen will.

"Wir müssen den europäischen Autoherstellern Anreize geben, nicht nur beim Verbrennungsmotor, sondern auch bei Elektrofahrzeugen Marktführer zu werden", sagte Arias Canete. "Dieses Paket, das anders ist als frühere, bietet zum einen Anreize, einen substanziellen Anteil von Elektro- oder Hybridfahrzeugen auf den Markt zu bringen. Zum anderen unterstützt es die Entwicklung von Elektrofahrzeugen." Neben der Aufbauhilfe für Ladestationen gebe es auch Fördergelder zur Erforschung besserer Batterien.

Arias Canete verteidigte das Paket der Kommission, das unter anderem strengere Vorgaben für Kohlendioxid-Werte bei Neuwagen vorsieht. Damit ließen sich die Ziele des Pariser Klimaabkommens für den Autoverkehr und gleichzeitig eine wettbewerbsfähigere europäische Autoindustrie erreichen. Jobverluste seien nicht zu befürchten. "Die Minderungsziele, die wir vorschlagen, lassen sich kosteneffizient erreichen", sagte der Kommissar. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die ehrgeizigsten Ziele haben und sie am effizientesten umsetzen und dass dies der Industrie als Ganzem im weltweiten Wettbewerb auf dem Markt für Elektrofahrzeuge nutzt."

Anderswo sind bereits verpflichtende Quoten für Elektroautos vorgesehen. In China sollen bereits von 2019 an Autobauer verpflichtende Mindestziele für den Anteil alternativer Antriebe in Produktion und Verkauf einhalten. Das funktioniert über ein Punktesystem, das Hersteller, die mehr als 30.000 herkömmliche Fahrzeuge jährlich produzieren oder importieren, zu erfüllen haben. Für reine Elektroautos bekommen die Hersteller demnach mehr Punkte gutgeschrieben als für Hybridmotoren, auch für höhere Reichweiten soll es mehr Punkte geben. 2019 sollen die Autobauer eine 10-Prozent-Quote in China erfüllen, von 2020 an dann 12 Prozent.

Übrigens gehen die OPEC-Experten von einem Minus von 2,6 Millionen Barrel an verbrauchtem Öl am Tag für Europa bis zum Jahr 2040 aus. Ausschlaggebend für das Minus soll die steigende Zahl von Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb sein, während in den Entwicklungsländern der Ölverbrauch weiter steigen werde.